Während William Milch kochte und den Pudding vorbereitete, saß Kira auf einem Stuhl in der Küche, auf den er sie gesetzt hatte, nachdem sie ihm zuvor zu sehr im Weg gestanden hatte. Zuhören und reagieren war auch wirklich schwierig, wenn man gerade verarbeitete, dass man einen Kuss vom eigenen Mentor bekommen hatte. Vom unglaublich gutaussehenden, fürsorglichen, liebevollen, besten Mentor, also von dem Mann, den man seit Wochen anhimmelte. Geister, sie hatte in den letzten Tagen so oft davon geträumt… dieses Haus war wirklich ein Paradies, was man träumte, wurde Realität. Sie dachte an die sonstigen Träume, die sie bezüglich Mitras gehabt hatte, und das Blut schoß ihr ins Gesicht. Ob diese Träume auch Realität werden konnten? Sie schluckte, beobachtete, wie William die Milch vor dem Überkochen bewahrte und nahm sich fest vor, daran zu arbeiten. Immerhin hatten die Bücher von Sebastian auch zum Verführen einige Hinweise gegeben. Sie wollte noch einen Kuss! Und vielleicht wolte sie ja sogar mehr… Herrjeh, war das alles aufregend. Wollte sie das wirklich? Ihr fiel auf, dass sie die neuen Mathematikaufgaben noch nicht fertig hatte. Sie durfte nicht zu sehr ablenken lassen, sonst wäre ihr Glück hier vermutlich schnell vorbei. Aber gerade konnte sie einfach keinen Gedanken zu Ende denken. Sie seufzte, was William sie misstrauisch anblicken ließ. Eilig bemühte sie sich, ihn anzulächeln. Reiß dich zusammen, Mädchen, scholt sie sich selbst. Wenn rauskommt, dass du vollkommen in deinen Mentor verliebt bist, wirst du vermutlich schnell einen neuen haben und außerdem werden wir beide das Gespött der Nachbarschaft sein. Sebastian hatte ihr genug Geschichten von Mentor-Schülerin-Beziehungen erzählt, als dass sie dies zumindest erahnen konnte: Zwar war es nicht verboten, aber besonders bei unbequemen, schwachen Magierinnen war es wohl durchaus auch eine Methode, dass die Mentoren sie schwängerten, um sie von der Schule fern zu halten. Dieses Bild wollte sie keinesfalls auf Mitras heraufbeschwören! Er hatte ja auch nichts getan, es waren einfach alles nur ihre Gedanken und Wünsche, die hier unanständige Kapriolen schlugen.
Mitras hatte zunächst einen der Generatoren umgebaut. Das war nicht so aufwendig gewesen, er hatte früher schon mit senkrechten Aufbauten gearbeitet. Einzig die Kopf und Bodenplatte musste er austauschen, da sie beide von außen mit Eisendraht bespannt waren. Die neuen Platten waren komplett aus Holz und wurden von Silberbändern gehalten. Nachdem der Generator um 90° gekippt und in der neuen Position befestigt war, musste er nur noch die Platten verzaubern. Er verknüpfte den Sprungzauber mit einem Aufrechterhaltungszauber und einem Magiespeicher. Die Verzauberung sollte mit entsprechender Ladung zwei Wochen halten. Ohne Kiras Hilfe war es ganz schön mühsam, die Magie dafür zu sammeln, aber er war zu aufgeregt, um sie zu holen. Sagte er sich jedenfalls. Aber eigentlich war ihm der Kuss peinlich. Im kompletten Überschwang war es einfach über ihn gekommen. Zum Glück hatte sie ihm das nicht übel genommen. Und auch wenn der Kuss nichts sexuelles gehabt hatte, so weckte er in Mitras erneut Begehrlichkeiten. Die Träume schossen ihm wieder ins Gedächnis und dazu noch die Erkenntnis, dass sich ihre Lippen auch in der Realität gut anfühlten. Aber er durfte sich nun nicht ablenken lassen, schon gar nicht von solchen Gedanken und Wünschen. Nicht so kurz vor dem vielleicht entscheidensten Durchbruch. Er versetzte sich zur Beruhigung einen Moment in Meditation und begann erneut zu sammeln, um auch die zweite Platte zu verzaubern. Er konnte es kaum erwarten Kira sein Werk zu zeigen. Er hoffte inständig, dass ihre Idee funktionierte. Wenn er Thadeus dann letztendlich unter die Nase reiben konnte, dass es die ‚unnütze Dorfmagierin‘ war, die ihm den entscheidenden Gedanken gegeben hatte, würde das seinen Triumph vervollständigen. Nichts würde Thadeus mehr demütigen, als dass er ihm das Mittel zum Erfolg gegeben hatte.
Er spannte die erste Platte vorsichtig unter den Generator, packte den Elektrumylinder mit einem Zauber und hob ihn vorsichtig in die Röhre. Es kostete ihn einige Konzentration den Zylinder so zu halten während er gleichzeitig darauf achtete nicht mit der verzauberten Fläche, der oberen Scheibe, irgendwo gegen zu kommen. Vorsichtig spannte er sie ein und sicherte sie so gut es ging. Dann ließ er den Zylinder los. Dieser fiel mit einem dumpfen Schlag auf die untere Scheibe, schnellte dann viel schneller nach oben, um gegen die zweite zu schlagen. Der Zauber lenkte und bremste die Bewegung vor dem Aufprall auf der oberen Platte etwas, so dass nicht zu viel kinetische Energie auf sie übertragen wurde, was gut war, da die Silberbänder lange nicht so viel hielten, wie es Eisenbänder getan hätten. Der Zylinder sprang auf und nieder, sogar mit einer höheren Frequenz als mit seinem letzten Zauber. Mitras beobachtete neugierig die Strommesser. Die Werte waren gut, durch die höhere Geschwindigkeit sogar besser als vorher. Der Zylinder war gut gelagert, der Generator war kaum am vibrieren. Nur der Lärm war ohrenbetäubend. Mitras wachte noch kurz über alles und entschied sich dann zufrieden den Lärm hinter sich zu lassen. Er wünschte sich inständig, dass es diesmal nicht in einer neuen Katastrophe endete. Es war schon fast Zeit für das Abendessen, also ging er nach oben.
Kira saß schon am Esstisch und zuckte kurz zusammen, als er in den Raum trat. Sie hatte ihre Haare hochgebunden und ihre Magierrobe gegen ein deutlich hübscheres Hauskleid getauscht, dass aus einem edlen Seidenstoff bestand. Auf einem dunkelgrünen Grund waren helle Blüten und Blätter abgedruckt. Mitras glaubte sich zu erinnern, dass Abby diesen Stoff neulich in Empfang genommen hatte, also hatte sie das Kleid vermutlich genäht. Sie und Tobey waren noch nicht da, sollten aber bald eintreffen. Beide waren heute in der Stadt unterwegs. Mitras lauschte, aber hier im Esszimmer war nur ein ganz leichtes Wummern zu hören, kaum wahrnehmbar, aber doch verräterisch. Er würde noch etwas dagegen unternehmen müssen. William war ebenfalls den Nachmittag über mit den Besorgungen für Morgen Abend beschäftigt gewesen und hatte auch eine nichtssagende Einladung bei Frederike und seinen Eltern abgegeben. Diese hatten zum Glück Zeit und würden kommen, hatte William jedenfalls gesagt, als Mitras in die Küche kam. Heute hatte er ein paar kalte Platten fertig gemacht. Brot mit allerlei Aufschnitt und ein bisschen Salat. Mehr hatte er auf die Schnelle nicht hinbekommen, aber das sollte auch reichen. Mitras ging selbst noch einmal in den Küchenkeller hinunter, zum einen um zu lauschen, das Wummern war hier deutlicher, aber auch, um eine Flasche Wein für das Essen auszusuchen.
Kaum war er wieder oben, kamen Abby und Tobey herein. Er stellte die große bauchige Flasche auf den Tisch und Abby guckte sie neugierig an. „Ein Rigarer Spätlese, haben wir was zu feiern?“ „In der Tat, unser kleines Genie hier.“ Er deutete auf Kira. „Hat mir heute die wahrscheinlich wichtigste Idee seit Beginn meiner Forschung eingegeben.“ Kira wurde auf einen Schlag feuerrot. „Äh, ich habe nur ein wenig herumprobiert…“ „Und hattest dabei den mich rettenden Einfall. Kira hat einen Zauber ausprobiert, mit dem ich den Generator in Gang halten kann, ohne dass ich das Elektum selbst verzaubern muss. Wenn alles gut geht, wird meine Forschung bald abgeschlossen sein. Heute stoßen wir an und wenn der Keller bis morgen nicht explodiert ist, dann feiern wir Morgen abend.“ Tobey und William lachten gleichzeitig los. „Ha, ja, wenn!“, sagte William. „Aber neu ist, dass du jetzt andere in deine Hoffnungsausbrüche einbeziehst, ja?“ Tobey grinste und stupste William an. „Shh, sei still, gutes Essen ist immer gut und die Löcher in der Decke kriege ich schon wieder weg.“ Abby scholt beide: „Seid doch nicht so negativ! Irgendwann wird es bestimmt mal klappen. Aber Kira, du musst wissen, solche Reden hat Mitras schon öfters geschwungen. Und das ist auch nicht die erste Spätlese, die dafür geköpft wird. Also sei nicht zu enttäuscht, wenn deine Idee nicht klappt, in Ordnung?“ „Selbst wenn es nicht auf Anhieb klappen sollte, bisher bin ich immer an den unvorhergesehenen Eigenschaften des Elektrums gescheitert. Jetzt spielt das keine Rolle mehr. Als seid nicht so negativ. Und jetzt lasst uns essen.“ Zu seiner Erleichterung wandte er damit weitere Neckereien ab und das Essen verlief friedlich. Kiras Gesichtsfarbe normalisierte sich auch wieder, wie er amüsiert feststellte. Sie sah umwerfend aus, musste er sich außerdem eingestehen. Rasch verdrängte er den letzten Gedanken wieder. Nicht ablenken lassen!
Nach dem Essen lud Mitras sie mit in den Keller ein und Kira folgte ihm gerne, da sie auch neugierig war, wie der Zauber gelang. Das Wummern aus dem Keller war die ganze Zeit regelmäßig zu hören gewesen. Sollte sie wirklich etwas gutes gefunden haben? Sie hatte sich beim Umziehen Mühe gegeben, vielleicht fiel es Mitras ja auf. Eine schöne Frau, die ihm half, seine Probleme zu lösen, war definitiv bemerkenswerter als ein kleines Dorfmädchen mit Schwierigkeiten bei Verwandlungsmagie, also hatte sie beschlossen, sich zukünftig immer etwas mehr Mühe zu geben. Dank Abbys ständiger Produktion neuer Kleider war das auch nicht so schwierig. Vorsichtig betrat sie den Keller und hielt sich die Ohren zu. „Oha, das ist aber wirklich laut!“, rief sie gegen das konstante Knallen an. „Ja, aber das ist auch ein gutes Zeichen! Er läuft noch.“ rief Mitras grinsend zurück. Kira blickte den Generator an. Durch einige Ritzen in der Hülle konnte man sehen, wie der Elektrumzylinder, gehalten von seiner Lagerung, auf und ab sprang. „Willst du da nicht irgendwie Schafswolle auf die Platten machen oder so? Der Lärm ist ja irre, so kann man das doch nicht in den Schuppen stellen. „Der Zylinder muss direkten Kontakt zur Platte haben, aber du hast recht, der Lärm ist zu verräterisch. Ich habe aber schon eine Idee.“ Mitras fing an zu gestikulieren und murmelte einen Spruch. Kira spürte einen Sog von Magie an ihr vorbei ziehen. Er zog sie aus dem Boden, bemerkte sie. Sie aktivierte ihre magische Sicht. Es blitzte kurz und sie sah ein konstantes Wabern um den Generator herum, dass sich nach einer kleinen Weile zu einem komplexen Muster stabilisierte. Der Lärm war tatsächlich weg, der Zylinder bewegte sich aber noch. „Was war das für ein Zauber?“ „Das ist ein akustischer Abschirmzauber. Er verändert die Luft so, dass kein Schall mehr hindurch kommt. Es ist ein Veränderungszauber, gar nicht so leicht zu erlernen. Wenn du willst, zeige ich ihn dir aber irgendwann mal.“ Kira nickte. So ein Zauber wäre praktisch, wenn sie Sebastian von diesem Kuss erzählen wollte. Sie würde mal suchen, der stand bestimmt in einem Buch in Mitras Sammlung, und ihn auswendig lernen, damit sie das schonmal erledigt hatte. Oh, der Kuss. Schlagartig schoß ihr das Blut ins Gesicht und die Schmetterlinge veranstalteten wieder eine kleine Flugshow in ihrem Bauch. Verlegen kniete sie sich wieder hin und betrachtete den nun stillen Generator. Die Scheiben schillerten von den Verzauberungen, aber sonst sah sie nichts. „Hmm, woher weißt du denn, dass er überhaupt funktioniert?“ Mitras deutete auf einige Anzeigen im Hintergrund, die wild ausschlugen. „Das da sind Strommesser wie du sie auch schon im Schuppen gesehen hast. Mit jedem Durchgang des Zylinders durch die Spulen schlagen sie aus. Außerdem sind hier im Raum mehrere Zauber zur Überwachung verwoben. Wenn hier etwas schief geht, erfahre ich davon.“ Mitras wirkte sehr aufgeregt und war die ganze Zeit am Grinsen. Sie konnte sich nicht erinnern ihn schon einmal so ausgelassen erlebt zu haben, nicht mal bei ihrem Ausflug zur verschneiten Plattform und der Schneeballschlacht. Er sah schön so aus.
Mitras zeigte auf einen der Kondensatoren. „Und hier wird die Elektrizität gesammelt und, wäre das ein richtiger Generator und nicht nur so ein Versuchsaufbau, würde dann hier deutlich gleichmäßiger abgegeben werden.“ Er fuhr fort Kira die Einzelheiten der elektrischen Schaltungen im Hintergrund zu erklären. Sie schaute ihn aufmerksam an, aber Mitras bemerkte, dass sie der Schnelligkeit seiner Ausführungen nicht ganz folgte. „Gut, und am Miras schreiben wir dazu einen Test.“ Panisch blickte sie ihn an. „Aber… aber… warte, dann muss ich aber mitschreiben!“ Sie drehte sich, auf der Suche nach etwas Papier, was ihren Rock aufwirbeln ließ. Mitras lachte: „Ich mache nur Spaß, entschuldige, ich habe mich hinreißen lassen. Wenn dich der Generator und seine Funktionsweise interessiert habe ich oben ein Buch über die Erforschung der Elektrizität.“ Kira zog eine Schnute, die ihn etwas zu sehr an einen der Träume der letzten Woche erinnerten, in dem sie seinen Schwanz so aufreizend mit den Lippen… „Du bist gemein, mich so zu erschrecken!“ Mitras lachte weiter, verdrängte den Gedanken. „In Ordnung, entschuldige. Aber Kira, ich möchte dich belohnen, was wünschst du dir? Es gibt wenig, was nicht in meinen Möglichkeiten liegt.“
Kira sah betreten zu Boden. Was sollte sie sich wünschen? Sie bekam doch alles von ihm. Und ein Kuss kann man sich ja nicht wünschen… Sie sah ihn mit ihrer magischen Sicht an. Seine Aura war vollkommen grün mit roten Schlieren, also war er glücklich und aufgeregt. Nein, das konnte sie nicht verderben. „Alles in Ordnung, Kira?“ Sie räusperte sich. Oh, verdammt, diese Schmetterlinge banden ihr die Kehle zu. „Ich weiß nichts, ich bekomme doch alles von dir. Dank deiner großzügigen Bezahlung beim Laden bin ich sogar reich genug, mir selbst zu kaufen, was ich will…“ „Naja, das Laden wird es wohl nicht mehr lange geben. Dafür sollte ich dich auch entschädigen, sonst geht dir ja noch das Geld aus.“ Kira schüttelte heftig den Kopf. „Nein, das brauchst du nicht.“ Sie stand kurz vor ihm, sein Geruch war um sie. Sie deaktivierte die magische Sicht und griff seine Hand. „Mitras, ich bekomme alles von dir, was ich brauche, wirklich. Du hast mich schon so glücklich gemacht und bist immer gut zu mir… alles was ich will, ist bei dir bleiben zu dürfen.“ Sie wurde schon wieder rot, aber sie nahm allen Mut zusammen, trat noch etwas näher an ihn heran und legte den Kopf auf seine Brust. „Für immer.“, flüsterte sie leise.
„Nun, du kannst selbstverständlich so lange bleiben, wie du willst.“ Mitras schluckte, das war nicht ganz die Richtung in die er dachte, dass das Gespräch laufen würde. Was sollte er jetzt tun, sie war so nah. Er musste sich ernsthaft zusammen reißen. Er machte einen Schritt zurück und legte ihr die Arme auf die Schultern. „Aber ich möchte dich trotzdem mit eigenen Finanzmitteln ausstatten. 100 Goldstücke sollten reichen, denke ich mal.“ Sie legte die Hände auf seine und schaute ihn mit großen Augen an. „100 Gold? Oha, Mitras…“ „Du hast recht, für diese und deine vorangegangenen Leistungen ist das eigentlich zu wenig. 200 sollten es schon sein.“ „Mitras!“ Sie quietschte geradezu. „Ja, schon gut, 500, aber das ist mein letztes Wort.“ Sagte er lachend. Ihre Verzweiflung war zu niedlich. „Das Konto ist eh schon angelegt, ich muss dir nur noch die Verfügungsgewalt übertragen. Sei nur bitte ein bisschen vorsichtig mit den Ausgaben. Vielleicht keine eigene Kutsche für den Anfang, ja?“, neckte er sie. „Mitras! Nein, ich…“ Sie brach ab, trat schnell ganz an ihn heran, reckte sich und hielt ihm mit der Hand den Mund zu. „Sei still, du kannst mir doch nicht ernsthaft 500 Gold schenken! Ich will eh kein Gold, was ich mir wünsche, kannst du mir sowieso nicht geben…“ Im nächsten Moment schlug sie sich selbst mit der freien Hand auf den Mund und wurde noch röter, falls das ging. Abgesehen davon, dass ihre gegen ihn gedrückten Brüste gerade eine merkbare Reaktion in seiner Lendengegend auslösten, genoß er die Lage sehr. „Erstens schenke ich dir das Geld nicht, sondern entlohne dich für deine Dienste als Assistentin, auch wenn du den Rang streng genommen noch nicht tragen darfst, aber egal. Und was sollte es für einen Wunsch geben, den ich dir nicht erfüllen könnte?“ „Ich, äh…“ Sie trat zurück und ließ die Hände sinken. „Äh, das kann ich dir nicht sagen, das gehört sich nicht…“ „Wir sind hier unter Freunden. Du kannst alles sagen.“, antwortete er sanft. Was war es nur, dass sie sich so zierte?
Kira stand verzweifelt vor ihm. Sie wollte ja ehrlich sein, aber wenn er dann wütend wurde? Sie sah sich im Raum um. Nun ja, das hier war ein geheimes Labor. Zumindest würde es niemand mitbekommen. „Ich… äh… also… ich fand…“ Meine Güte, war das schwierig. Sie schluckte. Dann schloß sie die Augen. Augen zu und durch. „Ich fand den Kuss schön, kannst du mich nochmal küssen?“ Puh, jetzt war es raus. Sie traute sich nur nicht, die Augen wieder zu öffnen.
Hoppla, er hatte nun wirklich mit allem gerechnet, aber damit nicht. Andererseits, sie hatte ja gesagt, dass das ihr erster Kuss war. Mitras hatte eigentlich angenommen, dass die Erfahrung mit Johann ihr jegliches Interesse genommen hatte. Aber dem war wohl doch nicht so, gut für sie. Aber warum er und nicht Sebastian? Er war wenigstens in einem ähnlichen Alter und die beiden waren auch vertrauter als er und sie. Konnte er es wirklich wagen? Es war nun schon 3 Jahre, oder waren es mittlerweile 4, seit Claudia ihn verlassen hatte. Er spürte mehr als jemals zuvor das Verlangen nach der wunderschönen Frau, die nun vor ihm stand. Aber nein, sie wollte nur einen Kuss, nicht übertreiben. Oder doch ein wenig? Sie hatte definitv einen richtigen Kuss als Ersatz für den Schmatzer heute Mittag verdient, und er wusste, dass er gut küssen konnte. Clementia hatte es ihm damals sehr gut beigebracht. Nur ein Kuss, er würde sich beherrschen müssen, aber das würde er hinbekommen. Nur nicht, dass es mehr wurde. Niemand sollte jemals mitbekommen, was sie ihm bedeutete, und auch sie selbst hatte jeden Respekt verdient. Er trat auf sie zu, griff sanft unter ihre Haare. Sie zitterte, die Augen geschlossen, und schmiegte sich ein wenig in seine Hand. Sanft legte er den anderen Arm um sie und hielt sie fest. Das Gefühl und insbesondere der Anblick, wie sie scheu zitternd vor ihm stand, die Lippen leicht geöffnet, kostete ihn beinahe seine Beherrschung. Langsam beugte er sich vor und küsste sie, ganz leicht mit weichen Lippen auf ihren. Sie zitterte immer noch, aber er spürte auch, wie sie sich gegen ihn drängte. Ganz leicht strich er mit der Zungenspitze über ihre Lippen. Wie erwartet keuchte sie leise, nahm die Hände hoch und hielt sich an ihm fest, öffnete ihre Lippen weiter. Er griff sie fester im Nacken und drang mit der Zunge ein wenig in ihren Mund ein, strich über ihre Zungenspitze, alles in ihm stand in Flammen. Ihr Körper gegen ihn gedrückt, ihre Hände an seine Arme gekrallt vertieften sie sich in diesen Kuss, und Mitras wünschte sich, dieser Moment würde nicht enden. Als seine Hand nach unten streichend gegen den Reif ihres Rockes stieß, kam er allerdings wieder zu Sinnen und löste sich sanft von ihr, trat einen Schritt zurück und schloß die Augen, um seine Erregung und seinen keuchenden Atmen wieder beruhigen zu können.
Kira hatte das Gefühl, der ganze Raum würde sich um sie drehen. Alles in ihrem Körper stand in Flammen und ihre Lippen prickelten wie wahnsinnig. Oh, wie naiv sie gewesen war – das war ein ganzer anderer Kuss. Sie öffnete die Augen, sah Mitras an, der mit geschlossenen Augen vor ihr stand, und ihr Herz raste. Was dachte er jetzt nur? Sie leckte sich über die Lippen und spürte, wie das Prickeln durch ihren ganzen Körper raste. Sie war nicht nur verliebt und glücklich, sie war auch verdammt noch mal erregt. Warum hatte er sie losgelassen? Unsicher sah sie ihn an. Er öffnete die Augen und für einen Moment sahen sie sich einfach nur an. Sie hatte das Gefühl, in seinen eisblauen Augen zu versinken. Ihre Beine waren einfach wie weicher Pudding. „Nun gut. Das heute Mittag war ja auch kein guter erster Kuss, da musste ich ja dafür sorgen, dass du einen richtigen bekommst.“, sagte Mitras. Seine Stimme klang etwas gepresst, war ihm der Kuss unangenehm gewesen? Kira sah sich um. Einige Schritte hinter ihr stand ein Stuhl, und es war definitiv eine gute Idee, sich jetzt erstmal zu setzen. Sie ging, nein, eher taumelte rückwärts und ließ sich auf den Stuhl sinken. „Ja.“ Sie holte tief Luft. „Das war definitiv anders.“
In sich hineingrinsend dachte Mitras, dass das Wirkung gezeigt hatte. Er war wohl immer noch ein guter Küsser. Hoffentlich hatte er die arme Kira nicht zu sehr durcheinander gebracht. Verübeln würde er es ihr nicht, ihn selbst hatte das jetzt auch gut aus der Bahn geworfen. Ihre Lippen waren einfach traumhaft und ihre Reaktion schmeckte nach Verlangen. Konnte es sein, dass sie nicht einfach nur ihre erste Erfahrung mit Küssen erleben wollte, sondern auch ihn begehrte? Mitras tat den Gedanken schnell wieder ab, das war im Moment viel zu gefährlich. Thadeus würde es subtil benutzen, aber Secus, dieser Bastard, er würde sie offen bedrohen, ihr wahrscheinlich sogar etwas antun. Aber bei den Geistern, sie konnte auch gut küssen. Ach, wahrscheinlich war es nur sein Wunschdenken. So, wie sie gerade geplättet vor ihm saß, war Verlangen nach mehr auf ihrer Seite vermutlich noch unwahrscheinlich. Und da er nicht vor hatte, solche Küsse zu wiederholen, würde er es auch nicht weiter wecken. Er trat auf sie und hielt ihr die Hand hin: „Alles in Ordnung?“
In Ordnung? Nein, es war perfekt. Es war atemberaubend. Sie holte nochmal Luft, schaute zu ihm hoch und ließ für einen Moment zu, dass alle Masken fielen, ließ ihn ihr Strahlen und ihre Freude sehen. „Ja, natürlich. Danke, das war … berauschend schön.“ Mitras nickte sie freundlich an. „Das freut mich. Habe ich es also nicht ganz verlernt. Du wirst sicher noch viele Gelegenheiten haben, diese Lehrstunde mit anderen weiter fortzusetzen.“ Mit anderen? Innerlich schüttelte sich Kira, in Gedanken an Johann. „Warum nicht mit dir?“, fragte sie, nur, um sich innerlich hinterher mal wieder für ihr loses Mundwerk zu verfluchen. Es war ja deutlich, dass er sie als Belohnung geküsst hatte. Er selbst hatte wahrscheinlich nicht unbedingt die Absicht, als Lehrmeister für ein unerfahrenes Dorfmädchen herzuhalten.
Warum nicht mit mir? Warum eigentlich nicht? Wegen der Gefahr für sie. Er musste auch ihren Beitrag zum Generator zumindest vorerst geheim halten, wurde ihm bewusst. Erst musste er Secus ausschalten. Thadeus würde auch ein Problem werden, aber keine so gefährliche Bedrohung. „Kira, ich fühle mich geschmeichelt, und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich kein Interesse an dir habe. Aber nach außen bist du noch die unliebsame Schülerin, die mich mehr belastet als sonst irgendwas. Dieses Bild ist dein wichtigster Schutz vor meinen Feinden. Sepus di Porrum kennt dich nun und wüsste er, dass du mir eine wichtige Freundin geworden bist und vor allem, wie viel du über den Generator weißt, er würde dir sofort nachstellen und er hat mir gerade erst gezeigt, dass seine Spione besser sind als meine.“ Ein schmerzhaft ehrliches Eingeständnis. Was war nur los mit ihm? Aber es war Kira, mit der er hier sprach. Sie hatte ihm nun innerhalb ihrer Zeit hier so oft geholfen. Er musste sie unbedingt schützen, aber bei den Geistern, so wie sie jetzt vor ihm saß, war sie auch einfach hinreißend.
Ihr Herz raste immer noch. Er würde lügen, wenn er sagte, er hätte kein Interesse an ihr? Hieß das, er hatte vielleicht Interesse an ihr? Oh, ihr Kopf schwirrte. Sie musste hier weg, sich erstmal sortieren. Langsam nickte sie. Dass er sich um sie sorgte, war nur eine weitere Bestätigung, was für ein guter Mann er war. „Ich werde deine unbeliebsame Schülerin bleiben, versprochen.“ Vorsichtig nahm sie seine Hand und zog sich daran hoch, ließ dann aber gleich wieder los. Zu stark war das Bedürfnis, sich ihm gleich wieder in die Arme zu werfen und nochmal zu küssen. Sie schüttelte sich kurz. Im Augenwinkel glaubte sie goldene Schlieren zu sehen, so wie manchmal beim Laden. „Ich glaube, ich gehe jetzt besser schlafen.“ „Natürlich, und Kira…“ Sie sah ihn an und er lächelte so offen freundlich wie noch nie, was ihrem Herz einen weiteren Schlag gab. „Danke.“
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