Hexenblut – Neujahrsnacht 243 (Ingastag)

Wellen. Fasziniert betrachtete Kira das klare Wasser, in dem sich die Sterne spiegelten. Das Wasser glitzerte. Sie drehte sich. Die Bäume wirkten auch, als ob sie glitzerten. Sie fühlte sich leicht und friedlich. Wie losgelöst von allem schweren. Mitras… hmm, Mitras hatte sie entjungfert, sie war jetzt eine richtige Frau. Das fühlte sich gut an. Kein Mädchen mehr. Sie hatte sich getraut. Warum war sie an einem See? Warum schwebte sie?

Moment. Konzentration. Sie schwebte? Sie schaute an sich herunter. Ihr Körper wirkte durchscheinend, glitzernd. Oh, Geister. Sie war ein Geist! Was war passiert? Angst stieg in ihr auf. Wo war sie? War sie gestorben? Sie drehte sich, suchte Orientierung. Dahinten, da war ein Licht, ein kleines Haus. Sie hob den Fuß, wollte dort hin laufen, die Welt verwischte kurz und dann stand sie schon vor dem Haus. Eine kleine Hütte. Das Licht flackerte durch die Scheiben. Sie schwebte zur Tür, jetzt etwas langsamer und kontrollierter. Vorsichtig hob sie die Hand. Konnte man als Geist anklopfen? Irgendwas fühlte sich vertraut an dieser Hütte an, aber Kira war sich sicher, sie noch nie gesehen zu haben. Ehe sie anklopfen konnte, öffnete sich plötzlich die Tür und eine alte Frau mit einem Besen in der Hand stand in der Öffnung. Sie hatte lange, silberne Haare, ihr Gesicht sah alt aus, aber gleichzeitig lebendig und frisch. Ihre grünen Augen blitzten Kira an. „Wer wagt es, mich in dieser heiligen Nacht zu stören?“ Kira stockte. „Entschuldigt! Ich… äh… ich weiß nicht, wo ich bin…“ Die Frau war auf jeden Fall magisch begabt, war sie eine Priesterin? Sie trug ein einfaches Leinenkleid, aber die Symbole auf dem Kragen sahen nicht nach der Priesterchaft aus, sondern wie Runen. Skirgardische Runen. Warum konnte sie Kira sehen? Sah sie, dass ein Geist vor ihr stand, nein, schwebte? War sie eine Hexe?

Die Frau ließ den zum Angriff erhobenen Besen sinken und schaut Kira einen Moment lang an. „Bei allen Nordlichtern. Kind, wer bist du? Keine Schülerin sollte heute Nacht ihre Bindung haben, nicht mal die aus den anderen Zirkeln.“ „Bindung?“, fragte Kira verwirrt, ehe ihr die Frage wieder in den Sinn kam. „Ich bin Kira Silva.“ „Kira. Kira, wessen Tochter bist du? Woher kommst du?“ „Meine Mutter ist Lauretta. Ich… äh… also ich kam aus Burnias, aber jetzt wohne ich in Uldum. Ehrwürdige Dame, wo bin ich hier? Warum bin ich ein Geist?“ „Uldum?“ Alamiert hob die Hexe – denn das musste sie sein, da war Kira sich sicher, ihren Besen wieder. „Uldum, aber du hast eine Bindung. Lauretta… ich kenne keine Lauretta. Warum kommst du zu mir?“ Hilflos deutete Kira auf die Lampe, die im Regal hinter ihr leuchtete. „Ich bin dem Licht gefolgt. Ich will doch nur nach Hause…“ Beinahe hatte sie das Gefühl, Tränen liefen über ihre Wangen, so verzweifelt fühlte sie sich. Was ging hier vor? War das ein Traum? Aber es fühlte sich so real an. „Na, Na. Nicht gleich weinen, meine Kleine.“ Nachdenklich betrachtete die Hexe sie. Dann deutete sie auf die Lampe. „Dieses Licht? Du kannst diese Lampe leuchten sehen?“ Kira nickte schwach. Grüblerisch legte die Frau ihre Stirn in Falten und trat einige Schritte zurück. „Komm herein, Kira, Tochter von Lauretta. Ich bin Lilith. Und ich vermute, du trägst mein Blut in dir, denn nur die meines Blutes können dieses Licht sehen. Es leuchtet, um meine Tochter Linea nach Hause zu führen, die verloren ging, als die Südlande erobert wurden von Albion.“ Linea. Irgendwas klingelte bei dem Namen. Kira trat über die Schwelle. Linea… „Meine Großmutter hieß Linea, glaube ich!“, platze es plötzlich aus ihr heraus. „Also, die Mutter meines Vaters. Aber sie ist schon gestorben vor meiner Geburt.“ Das Gesicht der Hexe leuchtete kurz auf, dann sank tiefe Traurigkeit über sie. „Tot?“ Sie ließ sich schwer auf einen Stuhl sinken. „Oh, Boras, welch grausame Nachrichten bringst du mir heute…“ Einen Moment lang schwieg sie, dann hob sie den Kopf und schaute Kira freundlich an. „Aber welch Freude zugleich, und welch Wunder. Eine Enkelin für eine Tochter. Ja, du glimmst wie sie. Ja. Aber wie ist es passiert, dass du in Uldum bist?“ Kira zögerte kurz, doch dann sprudelte alles aus ihr heraus – von den Beschimpfungen, der Entdeckung der Magie in ihr, von ihrem unglaublichen Glück, Mitras begegnet zu sein, wie er ihr half und… ihr Redefluss verstummte. Verschämt schaute sie zu Boden. Sie konnte doch nicht ihrer Urgroßmutter erzählen, dass sie gerade Sex gehabt hatte! „Und du hast dich mit ihm verbunden.“, beendete Lilith ihren letzten Satz. Kira blickte sie verblüfft an. „Ja, naja, wenn man es so nennen will… es hat sich so gut angefühlt, und dann bin ich gekommen und dann war ich plötzlich an diesem See. Warum bin ich hier? Warum bin ich ein Geist?“ Lilith lächelte mit eine Spur von Hilflosigkeit. „So viele Fragen. So wenig Zeit.“ Sie erhob sich und Kira spürte, wie ein Schwall Magie von ihr ausging. „Hmmm. Niemand ist dir gefolgt. Gut.“ Sie setzte sich wieder. „Du bist, wie du vermutet hast, eine Hexe der Skir im Blute, denn du trägst mein Blut. Und wenn ich es richtig sehe, sogar sehr stark für dein junges Alter und die Tatsache, dass du von keinem Zirkel geschult wurdest. Eine Hexe kann ihren Körper ruhen lassen und mit dem Geist reisen. Die erste Geistreise macht man normalerweise in einem Ritual – dem Bindungsritual. Man wählt einen Partner, der gewillt ist, der Hexe zu folgen, sie zu bewachen und zu beschützen. Die erste Nacht ist mit Magie angereichert und formt das Band. Dieses Band.“ Sie deutete auf Kiras Handgelenk. Erstaunt stellte Kira fest, dass sie dort ein goldenes Band trug, dass in eine feine Schnur endete, die sich sanft durch die Luft wand, hinaus aus der Hütte in den dunklen Wald hinein. „Offenbar hast du dieses Ritual ausgelöst, ohne es zu kennen. Und offenbar mag dein Mentor dich genug, um sich nicht dagegen zu stellen – oder die Albioner sind schwächer geworden seit dem letzten Krieg.“ „Mitras ist nicht schwach!“, protestierte Kira. Lilith schmunzelte. „Das klärt zumindest die Frage, wie das Ritual geklappt hat – du empfindest auf jeden Fall einiges für ihn, richtig?“ Kira wand sich ein wenig verlegen. „Ja. Aber niemand weiß es. Er ist doch mein Mentor. Und er empfindet nichts für mich, glaube ich, nur Freundschaft.“ „Soso.“ Lilith lächelte sie freundlich an. „Das wird die Zeit zeigen. Kira, Tochter von Lauretta und Enklin von Linea, ich freue mich, dich gefunden zu haben. Und ich würde dich gern richtig in die Arme schließen, dich unterrichten.“ Sie seufzte. „Wenn ich dich nur einige Nächte früher gefunden hätte – aber eine Bindung kann man nicht lösen, das würde dich und ihn gefährden. Ihr seid verbunden, bis einer von euch beiden stirbt. Und einen Albioner würden meine Schwestern nicht hier in diesem Gebiet dulden. Nein…“ Sie schwieg einen Moment. „Du musst bei ihm bleiben. Aber du brauchst Unterricht. Ich werde mich bemühen, dir jemanden zu senden. Selber kann ich nicht gehen, wir wollen ja nicht gleich wieder einen neuen Krieg vom Zaun brechen.“ Kira war sich nicht sicher, ob sie aufgeregt, glücklich, traurig oder alles zugleich sein sollte. „Kann ich nicht, also, diese Geistreise wieder machen?“ Lilith schüttelte den Kopf. „Auch eine Geistreise hinterlässt Spuren. Und dein Band ist verfolgbar. Du hast Glück in dieser Nacht, alle sind mit ihren eigenen Ritualen beschäftigt, aber wenn eine der Schwestern mitbekommt, dass jemand aus Albion regelmäßig mit mir spricht, werden sie versuchen, dich abzufangen. Nein, Kindchen, nein. Ich habe dich gerade gefunden, nein, eigentlich hast ja du mich gefunden.“ Stolz lag in Liliths Stimme und rauschte durch Kiras Adern. „Ich kann dich nicht gefährden. Und auch wenn ich mächtig bin, ich kann nicht überall sein. Du bist sicherer, wenn du in Uldum bleibst und dort weiter lernst. Was sie dir beibringen, die Magie dort, kann wertvoll sein, Wissen schadet nie, und so bleibst du fern von den politischen Ränken, die zwischen Albion und Skirgard immer noch gären. Und versprich mir, mein Kind, dass du mit niemandem darüber redest, was hier und heute passiert ist – nicht mal mit deinem Beschützer.“ Kira spürte ihre Wärme und Zuneigung, und obwohl sie sich ein wenig wie ein Kleinkind vorkam, bevormundet, war sie glücklich über die mütterliche Sorge. Sie neigte den Kopf in einer Geste des Gehorsams und des Respekts vor der älteren Frau. „Ich werde lernen. Und schweigen. Warum gegen Mitras? Er will mir doch nichts böses – du hast selbst gesagt, dass er dem Bindungszauber auf eine gewisse Weise zugestimmt haben muss.“  Lilith schüttelte den Kopf. „Ja, das mag sein, dass er dir nichts böses will. Aber er ist immer noch ein Adeliger von Albion, dem König untertan. Selbst wenn er dir nichts böses will – und du kennst ihn ja noch nicht mal lange… Ich werde schauen, wer mir verlässliche Informationen über ihn geben kann. Geduld. Wir werden mit ihm reden, wenn die Zeit reif ist. Dass du mir von seinem, wie hieß es, Elektrum, erzählt hast, könnte in Albion als Hochverrat gelten. Niemand sollte wissen, dass du mehr als eine vage Blutverbindung nach Skirgardia gefunden hast!“ Kira schwieg einen Moment und seufzte dann schwer. Geheimnisse waren eigentlich kein Problem, aber ausgerechnet vor ihm… ach, Moorfurz. Sie sagte: „Ich werde nicht mit ihm sprechen, aber er kann mich lesen über das Band, oder? Ich kann ihn fühlen und seine Gedanken manchmal fast raten… zumindest eben im Bett. “ Sie lief rot an. Lilith lächelte und nickte. „Ja, ein wenig kann er dich darüber auch lesen. Insbesondere wird er starke Emotionen und körperliche Gefahr spüren. Ich zeige, wie du dich gegen alles andere abschirmen kannst, auch um zu verhindern, ihn zu beeinflussen. Das passiert nämlich manchmal und kann das Vetrtrauen doch etwas anknacksen.“ Eine Weile verbrachten sie damit, das Abschirmen zu üben. Als Kira es zu Liliths Zufriedenheit beherrschte, fragte die junge Hexe neugierig: „Ich will mehr wissen… wer war meine Großmutter? Warum ging sie verloren?“ Lilith lächelte warm. „Noch haben wir Zeit, Kira, Lineas Enkelin. Wir werden reden über die, die uns verbindet. Ich bin schließlich auch neugierig, was du mir von meinem geliebten Kind berichten kannst.“

Kira ließ sich zu Boden sinken, was erstaunlichweise trotz ihres Geistkörpers gelang. Andächtig lauschte sie den Erzählungen, wie Linea in die Südlande gezogen war, als die Albioner begannen, dass Skirland zu bebauen, erfüllt vom Glauben, dass Frieden möglich sei, und dann verschwunden war. „Ich hatte Gerüchte gehört, dass sie vielleicht im verlorenen Gebiet geblieben sei um ihre Leidenschaft für Frieden fortzusetzen, für einen Mann vielleicht, aber ich wusste nicht, was passiert war.“ Lilith seufzte schwer. „Ich war so stur, damals. Ich habe sie ausgeschimpft, als sie ging, ihr meinen Segen verweigert, weil ich Angst hatte, jemand würde meiner kleinen Füchsin Schaden zufügen. Sie war schlau, deine Großmutter, aber zu lieb, hat mit jedem getanzt, und ihre Magie war nicht stark, es hat nur für eine Grundausbildung im Zirkel gereicht. Du leuchtest heller als sie, auch wenn du ihren Glimmer hast. Was ist geschehen mit ihr?“ Kira erzählte die Geschichte der Rettung ihres Großvaters, erzählte von den Gerüchten, die sie gehört hatte über ihr Leben im Dorf und ihren Tod durch die Krankheit, von der Feindseligkeit ihrer Mutter gegenüber ihrer Schwiegermutter und dass sie selbst mit ihrem Großvater Wolf noch nie gesprochen hatte, ja, vielleicht war er ja auch schon tot. Als sie geendet hatte, schwiegen beide Frauen einen langen Moment. Kira fühlte sich weniger schwebend, geerdeter, traurig über den Verlust dieser Großmutter, die offenbar eine tolle Frau gewesen war, und glücklich darüber, nun ihre Urgroßmutter gefunden zu haben. Endlich, endlich wusste sie, wo sie herkam.

Mitras öffnete die Augen, es war mitten in der Nacht und die Kerzen waren ein gutes Stück weit runtergebrannt. Es musste mittlerweile weit nach Mitternacht sein. Mühsam richtete er sich auf und merkte am leichten Hauch um die Schultern, dass er nackt war. Erst jetzt kamen ihn alle Erinnerungen an die Zeit nach dem Feuerwerk wieder in den Sinn. Hatte er sie bedrängt? Nein, angefangen hatte sie, oder? Aber wenn man sich die Terrasse ansah, war der Weg schon vorgezeichnet gewesen, musste er sich eingestehen, und er schämte sich ein wenig dafür. Warum hatte er das nicht vorher gesehen? War er so unkontrolliert geworden, dass ihm selbst nicht aufgefallen war, dass er gerade seine Schülerin verführte? Aber sie hatte seine Sehnsucht klar erwidert, oder nicht? Nein, er hatte sie nicht bedrängt, vielmehr hatten sie beide etwas eingeleitet, dass sie beide gebraucht hatten. Gebraucht und genossen, hoffte er jedenfalls. Er selbst merkte erst jetzt wie viel ihm das Ganze gegeben hatte, wie sehr es ihm gefallen hatte. Sein Blick wanderte zu ihr, wie sie nackt neben ihm lag. Sie war, wie er auch, einfach in die Kissen gesunken und schien fest zu schlafen. Mitras griff sich eine Decke und warf sie über Kira. Auch mit den Steinen war es mittlerweile kalt und er wollte sie nicht wecken. 

Er zog sich von ihrem runden Nest herunter, sammelte seine Kleidung zusammen und zog sich an. Er löschte die Kerzen, diesmal lieber von Hand und öffnete die Tür zum Flur und schaltete dort das Licht ein. Vorsichtig trat er wieder an die große Lagerstadt heran. Kira rührte sich nicht, fast schon sah es so aus als atmete sie nicht, als er jedoch erschrocken seine Hand auf ihre Stirn legte, war diese normal warm. Sie war wohl einfach nur komplett erschöpft. Konnte er es ihr nach den letzten Tagen und insbesondere dieser Nacht verdenken? Vorsichtig griff er mit seiner Magie nach ihr und hob sie sanft vom Polster hoch. Mit einer kurzen Bewegung seiner Rechten wirkte er einen weiteren Zauber, um die Decke zu greifen. Er wickelte diese um Kira herum und bugsierte den schwebenden Körper durch die Tür und weiter bis nach unten. Er öffnete ihre Zimmertür und mit einem weiteren Gedanken schob er sie durch die Tür. Er ging zu ihrem Bett und schlug die Decken zurück, wickelte sie wieder aus der leichten Decke von oben aus und legte sie vorsichtig auf dem Bett ab. Noch immer wirkte sie, als würde sie keinen Atemzug machen. Besorgt wechselte er auf magische Sicht. Sie war von vielen unterschiedlichen Schlieren umgeben und knapp außerhalb seiner Wahrnehmung nahm er etwas wahr, das sich in der Ferne zu verlieren schien. Er verwarf es und konzentrierte sich auf sie. Ihre Aura war fast erloschen, als sei all ihre Energie verbraucht. Beim Sex hatte er kurz gemerkt, dass sie stark Magie abstrahlte, doch musste er zu seiner Schande gestehen, dass ihn der Sex und das Gefühl ihrer Nähe so überwältigt hatten, dass er nicht weiter darauf geachtet hatte. Es war nicht ungewöhnlich, dass starke Magier oder Magierinnen beim ersten Sex ein wenig die Kontrolle über ihre Magie verloren, immerhin spielten starke Emotionen eine Rolle, und im Nachhin hätte er sich dafür ohrfeigen können, sie nicht abgeschirmt oder gebremst zu haben – zumindest das wäre doch seine Aufgabe als Mentor gewesen. Diese seltsame Aura und das geringe Glimmen waren anscheinend ein Echo des Magieausbruches. Er konnte bei genauester Betrachtung aber keine schadhaften Effekte entdecken und als er vorsichtig seine Hand auf ihren Bauch legte, war sie nach wie vor warm. Ein kleiner magischer Tests offenbarte außerdem, dass sie immer noch nur eine Aura hatte. Erleichterung machte sich in ihm breit. Was für ein Glück er doch hatte, es schien glimpflich ausgegangen zu sein, sowohl ihr Kontrollverlust über die Magie als auch sein eigener, der ihn hatte vergessen lassen, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.

Gedankenverloren strich er sanft über ihre Haut und wie von selbst wanderte seine Hand zu ihrer rechten Brust. Ehe er sich versah lag sie in seiner Hand und er liebkoste sie sanft. Ja, es hatte ihm sehr gefallen und er hatte es dringend gebraucht – so sehr hatte er die Kontrolle noch nie verloren. Obwohl er, dass musste er zugeben, auch noch nie mit einer Frau geschlafen hatte, die er so schön gefunden hatte. Er zog seine Hand zurück und deckte sie zärtlich zu. Ob sie wohl Interesse an weiteren gemeinsamen Nächten haben würde? Oder hatte er ihre Neugier nun befriedigt? Bei diesem Gedanken machte sich ein vorauseilendes Bedauern in ihm breit. Schnell stand er auf und ging zur Tür, doch ehe er sie hinter sich schließen konnte, blickte er noch einmal zu ihr zurück und ein Gefühl tiefer Zuneigung erfüllte ihn. Er betrachtete sie noch eine Weile, ehe er sich seiner eigenen Müdigkeit bewusst wurde, die Tür schloss und in seine Gemächer ging.

„Du musst zurück.“, sagte Lilith leise. „Wie?“ Lilith lächelte. „Folge dem Band. Dafür ist es da. Es wird dich leiten, so lange ihr beide lebt. Folge deinem Herzen. Mit Liebe im Atem der Mutter Gäa kannst du reisen.“ Kira sah sie an. „Danke.“ Sie hob die Arme, wollte die ältere Frau umarmen, doch diese lächelte und hauchte einen Kuss in die Luft. Kira spürte einen leichten Stoß von Magie, dann wirbelte alles um sie und keuchend griff sie mit beiden Händen nach dem goldenen Band, das um sie wirbelte. Etwas zog sie. Mitras. Mitras, ich liebe dich, dachte sie. Dann schlug sie die Augen auf. Sie lag nackt in ihrem eigenen Bett. Der Körper fühlte sich schwer an. Sehr schwer, aber sehr körperlich und Kira merkte, dass sie die ganze Nacht keinen Atemzug geholt hatte, also holte sie tief Luft und roch ihre Decke, den Teppich und einen sanften Duft von Mitras an sich, der sie wohlig schauern ließ. Mitras? Sie richtete sich auf. Er war nicht da. Offenbar hatte er sie schlafend nach unten getragen und ins Bett gebracht. Sie ließ sich zurück in die Kissen sinken, müde und erschöpft. Schade, sie hätte sich gern an ihn gekuschelt. Sie drehte sich zur Seite und kuschelte sich wieder in die Decke. Draußen dämmerte es bereits. Noch ein wenig schlafen… Sie glitt schneller in einen traumlosen Schlaf, als sie noch einmal über all das nachdenken konnte, was in dieser Nacht passiert war.

Er hatte kaum das Gefühl geschlafen zu haben, als der sanfte Alarm des Spiegels ihn wieder weckte. Es dämmerte. Er schwang sich schnell aus dem Bett und eilte zum Spiegel. Kiras Spiegel zeigte einen Magieanstieg an und er ließ sich schnell ihr Zimmer zeigen, doch alles wirkte normal. Einzig Kira war nicht mehr in der Lage, in der er sie zurückgelassen hatte. Sie lag nun auf der Seite, vom Spiegel abgewandt. Er wechselte auf magische Sicht, in der Hoffnung etwas zu erkennen. Seine Fähigkeiten waren hier nur geringfügig besser als in der Elementarmagie und durch den Spiegel war es nochmal schwerer, magische Energien zu sehen. Aber ihm fiel gleich auf, dass die schlierenhafte Aura um Kira verschwunden war. Wahrscheinlich hatte sie diese die ganze Zeit über unbewusst gehalten und der Spiegel hatte darauf reagiert, als sie sie losließ. Ihre Schultern hoben und senkten sich nun deutlich. Beruhigt deaktivierte Mitras den Spiegel und legte sich wieder hin. Er würde mit ihr nochmal ein Wörtchen über Magieflüsse beim Sex reden müssen, dachte er sich, als er wieder einschlief.

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