Der Rest der Woche verging mit Übungen zur Telekinese, Lernen der Theorie, Mathe, Physik, Geschichte, einigen weiteren Sitzungen, um den Generator zu laden und der Tatsache, dass sie es doch schaffte, Abby im Haushalt zu helfen, wenn Mitras nicht hinsah. Kira schaffte es, nicht jedes Mal nach einer Sitzung mit Mitras mit klopfendem Herzen auf dem Bett zu sitzen und fand, dass sie sich also gar nicht so schlecht anstellte als heimlich verliebte Schülerin. Das Laden war allerdings eine Ausnahme – auch wenn das Kanalisieren selbst sie zunächst davon ablenkte, wenn sie ins Bett ging, spürte sie überdeutlich Mitras Hände auf ihren Armen und hatte das Gefühl, das würde richtig prickeln. Aber in ihrem Zimmer sah Mitras sie ja nicht, also konnte sie dort ja heimlich verliebt sein. Am nächsten Uldumstag bestand Mitras darauf, dass sie sich einen Tag frei nähme – als ob sie nicht schon den Silenz mit Gesellschaftspielen und Lesen statt Lernen verbracht hätte – und so beschloss Kira, Sebastian zu suchen.
Sie fand ihn wie erwartet in der Bibliothek, und der junge Adelige freute sich so offensichtlich, sie zu sehen, dass Kira nochmal darüber nachdachte, ob er nicht vielleicht doch ein romantisches Interesse an ihr hatte. Allerdings war das unwahrscheinlich, schließlich war sie nur eine Gesprächspartnerin mit ungewöhnlichen Haaren für ihn. Ihr war sehr wohl bewusst, dass er sie mit auf Bälle oder ähnliche Ereignisse nehmen konnte, allein, weil durch ihre Haarfarbe alle dann auch auf ihn aufmerksam geworden wären. Und so wie sie es verstand, genoß Sebastian Aufmerksamkeit sehr. Ob es daran lag, dass er als adeliger, aber nicht magischer Sohn sich zwar alles erlauben konnte, aber auch in der Familie irgendwie derjenige war, der am wenigsten Sinn und Aufgabe im Leben hatte? Sein ältester Bruder war Elementarmagier, seit letztem Jahr sogar Magister, der zweitälteste Bruder übernahm die Geschäfte des Vaters und seine jüngere Schwester besuchte die Schule der Verwandlungsmagie. Nur Sebastian fröhnte außer seiner Leidenschaft für die Bibliothek wohl nur der für schöne Frauen, Pferde und gutem Essen. Wobei, dass musste sie eingestehen, man ihm das letztere kaum ansah. Seine Figur war wirklich sportlich. Er beendete seine Arbeit in der Bibliothek, nachdem sie eine Weile in Geografiebüchern zu Skirgardian gelesen hatte, wie auch die letzten Wochen. Insgeheim hoffte sie, Informationen zu Skirhexen zu finden, aber bisher war das einzige, was wirklich passte, die Beschreibung der Moore, von denen es wohl auch nördlich von Burnias einige gab. Da das Wetter heute ausgesprochen gut war, schlug Sebastian vor, dass sie einen Spaziergang statt des üblichen Teetrinkens machen könnten, und Kira willigte ein. Sie liefen auf der alten Stadtmauer entlang und Sebastian amüsierte sie mit Klatschgeschichten zu den Häusern der Adeligen in der Altstadt, die man von dort oben sehen konnte. In den alten Wallanlagen, in denen sie schon mit Abby und Tobey Picknick gegessen hatte, fanden sie eine schöne Bank, und Sebastian holte von einem der Bäcker Brötchen und Kuchen, während Kira zu seiner Überraschung aus der Patisserie einige Pralinen kaufte. „Lady Silva, woher dieser plötzliche Reichtum?“, fragte er neckend. Kira lief rot an. Er hatte Recht, die Pralinen waren teuer, aber da er in den letzten Wochen stets bezahlt hatte, hatte sie ihm etwas zurückgeben wollen. Sie dachte nach und sagte dann: „Naja, ich bekomme Taschengeld. Das soll ich für gute Dinge ausgeben. Und da immer nur die Post zu bezahlen ja nicht ganz so lecker oder spaßig ist, dachte ich, etwas Schokolade wäre richtig.“ Wenn sie ehrlich war, war sie auch schrecklich neugierig. Sie kannte Schokolade – aber sie hatte bisher nie mehr als ein Stück bekommen. Nun lagen vor ihr zehn Pralinen, und sie sahen so hübsch aus! Sebastian griff sich eine und lächelte sie an: „Also ist Mitras großzügig?“ Kira spürte, wie sie noch röter wurde. „Ja, sehr.“, hauchte sie. Sebastian aß die Praline, und Kira nahm sich auch eine. Sie schmeckte wirklich wundervoll. Eine Spur von Nougat erinnerte sie an den Geschmack von Zaubern, die Mitras gewirkt hatte, und sie lehnte sie nach hinten und schaute verträumt in den Himmel. Das Leben war so wundervoll. „Du magst ihn, eh?“ Sebastians Stimme war spöttisch, aber nicht bösartig. Kira schreckte zusammen und schaute verlegen zu Boden. „Ja, schon…“ Sebastian pfiff leise. „So schlimm?“ „Was meinst du?“ Sebastian lachte und stupste sie leicht an. „Hör mal, ich habe genug Mädchen gesehen, die sich verknallt hatten. Du läufst rot an wie eine Tomate und dein Blick schwebt auf Wolken, wenn man ihn erwähnt. Du magst ihn mehr als nur ein bisschen, habe ich Recht?“ Kira wusste nicht, was sie sagen sollte. Er hatte Recht, aber durfte er das wissen? Wie sollte sie es leugnen? Eigentlich hatten sie sich ja gerade erst auf das „du“ geeinigt, kannten sich doch kaum, aber andererseits wollte sie ja gern mit ihm befreundet sein, und zur Freundschaft gehört, dass man ehrlich ist. Letztendlich zuckte sie mit den Schultern und murmelte: „Kann sein. Ist ja aber egal, er interessiert sich sowieso nicht für mich, und selbst wenn, er ist ja viel älter und ich bin nur eine kleine Schülerin vom Dorf….“ Sebastian schaute sie an und nickte dann ernst. „Es wäre nicht ganz ungewöhnlich, aber auf jeden Fall einen kleinen Skandal wert, wenn er mit dir ins Bett gehen würde.“ „Sebastian!“, schimpfte Kira. „Was hast du nur für unanständige Gedanken in deinem Kopf!“ Sebastian grinste, beugte sich vor und flüsterte: „Gib zu, du hast darüber nachgedacht.“ Kira schaute ihm in die Augen. Er schaute spöttisch, aber da war noch etwas anderes, etwas trauriges, etwas verständnisvolles. Hatte sie darüber nachgedacht? Sie kämpfte mit sich. Ja, sie hatte darüber nachgedacht, aber sie hatte es auch schnell verworfen – Sex war immer noch nicht das, worüber sie unbedingt nachdenken wollte. Wobei, Mitras… „Erde an Kira!“ Sebastian schnipste mit den Fingern vor ihren Augen und sie zuckte heftig zusammen. Er grinste. „Alles klar, soweit haben wir das also geklärt.“ Er wurde ernst. „Keine Sorge, ich sage es niemandem. Ich weiß genau, wie es ist, jemanden zu begehren und zu lieben, der unerreichbar für einen ist.“ Neugierig sah Kira ihn an. „Wieso das? Ich dachte, es sei so leicht, die schönen Frauen zu bezirzen…“ Zumindest gemäß der Erzählungen, die sie in den letzten Wochen von ihm gehört hatte. Sebastian lehnte sich zurück, wiegte den Kopf, schien nachzudenken. Dann sagte er leise: „Ich verrate dir ein Geheimnis, weil ich deines erraten habe. Manchmal ist es leicht, das stimmt, aber das hat was damit zu tun, welchen Stand man hat, weißt du? Eine Tochter eines neureichen Händlers fühlt sich geschmeichelt, wenn ein junger Adeliger ihr Avancen macht. Eine junge Magierin mag es vielleicht als Spaß sehen. Und wenn man oberhalb seines eigenen Standes fischen will… naja. Selbst wenn man erfolgreich ist, ist Liebe über den Stand hinweg immer noch unerreichbar. Und wenn man dann auch noch nichtmagisch ist…“ Kira schwieg einen Moment. Sebastian hatte Recht – insbesondere, wenn man bedachte, dass es durchaus möglich war, dass ein Adeliger eine Nicht-adelige heiratete, aber dass eine adelige Frau sich „unter Stand vergab“, war sehr verpönt, insbesondere, wenn es eine adelige Magierin wäre. Es dauerte einen Moment, ehe ihr in den Sinn kam, dass Sebastians Vater, wenn sie es richtig verstanden hatte, aber selbst ja gar nicht adelig und auch nicht magisch gewesen war, seine Mutter hingegen schon. Lag es daran? Spielte er auf seine Eltern an? War deren Ehe vielleicht doch nicht so glücklich, wie Mitras es mal dargestellt hatte? Sie schaute Sebastian an. Nein. Das war etwas persönliches. Etwas, das ihn selbst betraf. „Deine Eltern haben doch aber über Stand hinweg geheiratet.“, sagte sie. „Jaaaa! Das ist eine Ausnahme, weil meine Mutter einfach die Beste ist und sich nie an irgendwas hält, was vorgeschrieben ist, außer, es dient der Würde aller Menschen.“ Er hing eine Weile seinen Gedanken nach. „Hmm, auf jeden Fall befürchte ich, dass das nicht für mich gilt. Und auch nicht für den Rest der Gesellschaft. Aber schön wäre es. Naja. Sowas träumen Kinder. Aber ich bin ja erwachsen.“ Er wandte sich ihr zu. „Dein Fall hingegen ist ja nicht völlig hoffnungslos. Also, du siehst hinreißend aus und bist schlau. Sofern er auf flammend rote Haare steht, wirst du ihn bestimmt um den Finger wickeln können.“ Kira lachte, wenn auch etwas gezwungen. „Sag das nicht. Ich wette, er sieht mich höchstens als kleine Schwester oder so – und dafür kann ich schon sehr dankbar sein. Nicht alle bekommen so einen liebevollen Empfang in ihrem neuen Leben. Und außerdem“ , fügte sie leiser hinzu, „glaube ich kaum, dass ihm meine Haare besonders gefallen. Ich sehe ja aus wie eine Hexe, und die blöden Locken werden immer schlimmer.“ Sebastian lächelte auf seine übliche, leicht arrogante, leicht galante Art. „Lady Silva, wenn er die wundervollen Locken, die in der Tat scheinbar jede Woche etwas röter werden, nicht zu schätzen weiß, wird es bestimmt einige andere geben, die das können.“ Kira schubste ihn, in einer Mischung aus Verlegenheit und Necken. „Meint der Herr di Ferrus, ja? Aber selbst schätzt er es nicht, richtig?“ Im nächsten Moment hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Was ritt sie nur, eine derartige Frage zu stellen. Sebastian guckte sie verblüfft an, lächelte dann aber breit. Er nahm ihre Hand und sagte: „Kira, weißt du, wo ich dich das erste Mal gesehen habe?“ „In der Bibliothek?“ „Genau. Und weißt du, warum du dort warst?“ „Weil ich ein Buch über Etikette haben wollte?“ Sebastian lachte. „Ja und nein. Weil du lernen wolltest. Und du kommst nicht nur meinetwegen zu den Büchern. Du bist schlau, neugierig, eine starke Frau. Von Anfang an wollte ich mit dir befreundet sein, weißt du, richtig befreundet. Nicht irgendwie nur rumspielen, wie mit den Frauen, die ich auf irgendwelchen Bällen vorgestellt bekomme, die mich anhimmeln, wenn sie meinen Nachnahmen hören, sondern wirklich befreundet. So mit ehrlichen Gesprächen. Wie jetzt. Ich kann keine andere Frau lieben, mein Herz ist vergeben, ich kann nur spielen oder eben Freunde suchen. Ich hoffe, dass verletzt dich jetzt nicht.“ Kira saß einen Moment verblüfft und überwältigt da. So viel Ehrlichkeit hatte sie nicht erwartet. Sie sammelte sich kurz und schüttelte dann den Kopf. „Nein, das verletzt mich nicht. Danke für dein Vertrauen. War auch eine doofe Frage.“ Sebastian schüttelte leicht den Kopf. „Nein, alles gut. Die musste ja kommen, wenn ich immer so viel von anderen Frauen spreche. Aber ich schätze es wirklich sehr, wenn ich auch mal mit einer Frau wirklich reden kann. Ist einfach nicht dasselbe, wenn man mit einem Mann redet.“ Er setzte sich gerade hin und reichte ihr die Hand. „Freunde?“ Kira überlegte nicht lange. Sie griff seine Hand und schüttelte sie. „Freunde. Danke. Damit bist du offiziell der erste Freund, der nicht mindestens 10 Jahre älter oder 10 Jahre jünger als ich ist.“ Sebastian schaute sie verblüfft an, und Kira genoß es, eine Weile über die dämliche Dorfjugend in Bispar zu schimpfen, ehe sie mit Einbruch der Dämmerung zurück gingen. Sie fühlte sich entspannter danach, und glücklich. Schokolade, einen richtigen Freund und in ein warmes Zuhause zurückkehren können. Was für ein perfekter Tag, und das ganz ohne Lernen!
Mitras schob nun schon die ganze Woche den Besuch bei Thadeus auf. Eigentlich wollte er ja Kiras Schulden begleichen, da aber solche Fälle direkt von der Schule und nicht über die Gildenkasse abgerechnet wurden, musste er zu ihm. Als Schulleiter hielt er die Finanzen strikt unter seiner Kontrolle. Mitras war es zuwider, ihn deswegen aufzusuchen. Außerdem wollte er nicht, dass Thadeus auch nur auf den Gedanken kommen könnte, dass Mitras irgendeine persönliche Verbindung zu seiner Schülerin aufbaute. Dafür war Thadeus einfach zu gefährlich. Er würde nicht davor zurückschrecken, Kira irgendwie zu schaden, nur um ihn zu treffen. Im schlimmsten Fall würde er diese Information an die di Porrums durchstechen und sie die Drecksarbeit machen lassen. Und sollten sie dann auch noch dabei erwischt werden, würde er eben zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Dass er sich offiziell von den di Porrums distanziert hatte, überzeugte Mitras nur teilweise – dafür war Thadeus einfach zu sehr an der Stabilität der alten Adelslinien interessiert, dass er jemanden wie Secus di Porrum völlig fallen ließ. Er überlegte schon die ganze Zeit, wie er das angehen sollte, es kam ihm aber keine Idee. Auch das Kira plötzlich zu Geld gekommen sei, wäre für Thadeus zu verräterisch.
Er saß nun im Labor und wollte eigentlich noch ein paar Notizen übertragen, fand aber einfach keine Ruhe. Sein Blick schweifte über das Lagerregal und blieb an einer zerbrochenen Flasche hängen. Ein Spritzer Ton an der Schrankfläche dahinter verriet, was der Flasche zugestoßen war. Kiras erster Versuch einen Verwandlungszauber zu wirken hatte deutlich mehr Spuren hinterlassen, als er zuerst wahrgenommen hatte.
Mit einem Mal hatte er eine Idee. Warum sollte er nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Eilig zog er sich um und verließ das Haus in Richtung Schule. Es war nun kurz nach Mittag, er würde Thadeus also sicher in seinem Büro antreffen. Er wollte schnell sein, nahm also eine Kutsche und war binnen Minuten am Schulgelände angekommen. Vor der Tür der Leitungssekräterin blieb er stehen und sammelte sich. Für das was er vorhatte, musste er erbost genug aussehen. Der Gedanke, gleich vor Thadeus zu stehen, half ihm aber dabei, in die richtige Stimmung zu kommen. Er preschte also ins Büro hinein und rief in einem nur halb gespielten zornigen Tonfall: „Mitras di Venaris wünscht den Schulleiter zu sprechen. So bald wie möglich!“ „Bitte beruhigen Sie sich, ich werde Sie umgehend ankündigen.“ Die arme Frau wirkte recht verschreckt und huschte schnell in das Büro des Rektors hinein. Nach einem kurzen Gespräch kam sie wieder heraus: „Der Herr di Hedera empfängt Sie nun.“ sagte sie und setzte sich wieder, streng bemüht ihn nicht weiter anzusehen. „Gut!“ herrschte Mitras, so dass es im Nebenraum auch gehört werden konnte. Im Vorbeigehen jedoch ließ er unauffällig eine silberne Münze in der Tasche der Frau verschwinden. Mit Thadeus hatte sie es schon schwer genug, da musste sie nun nicht auch noch unter einem erbosten Magister leiden. Er schwang die Tür auf, stürmte theatralisch in den Raum hinein und warf sie hinter sich wieder zu. „Du wusstest, dass das Mädchen eine Katastrophe werden würde, oder?“ „Guten Tag, Mitras, was verschafft mir die Ehre?“ Thadeus Minenspiel war eine Mischung aus offener Belustigung, leichter Verblüffung und einer Spur Ärger ob der Anrede. „Das weißt du ganz genau, die Skir, die du mir untergeschoben hast, ist explodiert, hat mir das halbe Labor verwüstet!“ Nun fiel es Thadeus sichtlich schwer ein Lachen zu unterdrücken. „Nun Mitras, was meinst du, warum ich dich erst so spät habe zaubern lassen. Ohne familiäres Vorbild ist das nun einmal alles sehr viel schwerer. Aber ich hoffe mal, dass deine ‚wichtigen‘ Forschungen nicht all zu sehr darunter gelitten haben.“ Spätestens beim letzten Satz troff Thadeus Stimme geradezu vor Hohn, was hieß, dass Mitras ihn genau da hatte, wo er ihn haben wollte. Möglichst zornig klingend presste er hervor: „Keine Sorge, ich lasse mir von einer Stümperin nicht meine Arbeit ruinieren.“ Ruhiger fuhr er fort: „Wie viel schuldet sie der Schule für den Vorfall in Bispar? Die Heilung dieses Jungen war ja sicher nicht billig, oder?“ Resignierend fügte er hinzu: „Ich glaube nicht, dass sie allein jemals dafür aufkommen wird. Wer war es überhaupt? Ich hoffe, niemand wichtiges, oder?“ „Warte einen Moment, ich habe den Bericht hier.“ Sichtlich amüsiert suchte Thadeus in einer Mappe nach dem Dokument und holte es schnell hervor. „Sie hat einen jungen Adligen angegriffen. Keine Magier in der Familie, was dann auch erklärt, warum sie einen derartig schlammigen Flecken Erde als Lehen erhalten haben. Der Knabe heißt Johann di Lohnas. Seine Behandlung hat di Ajutas mit fünf Gold berechnet. Und ich nehme mal an, dass du diese Summe nun begleichen wirst?“ „Da sie es wahrscheinlich nie zum Magier bringen wird, will ich nicht auch noch das auf mir sitzen lassen.“ Knirschte er, kramte in seinen Taschen und knallte die fünf Münzen auf den Tisch. „Ich will der Familie schreiben und ihr meine persönliche Entschuldigung zukommen lassen, haben wir irgendwelche Kontaktdaten?“ „Nun, eigentlich darf ich die nicht einfach so herausgeben, insbesondere da deine Schülerin es war, die ihn geschädigt hat.“ antwortete Thadeus süffisant, zögerte dann aber einen Moment, „Aber ich denke ich kann hier eine Ausnahme machen.“ Er notierte alles nötige und reichte Mitras den Zettel. „Dir ist aber sicher bewusst, dass sie auch weiterhin deine Schülerin bleibt und das du auch weiterhin verpflichtet bist, dein Bestes zu geben, um sie für die Prüfung vorzubereiten, oder? Wir wollen doch nicht, dass unser Mustermagister gleich seine erste Schülerin verdirbt.“ Kalter Hohn lag in seinem Blick und Mitras knirschte so überzeugend wie möglich: „Ja, Schulleiter. Ich werde dafür sorgen, dass sie bei der Prüfung keine wichtigen Beteiligten verletzt.“ Mitras stockte kurz und fügte dann spitz hinzu: „Jedenfalls keine, dir mir wichtig sind. Die Schulden des Mädchens sind damit jedenfalls beglichen und alle von ihr Geschädigten ausgezahlt. Guten Tag.“ Mitras wandte sich um und schritt zur Tür. Thadeus jedoch rief ihm noch hinter her: „Ja, alle, alle außer dir.“ und konnte sich sein höhnisches Lachen nun nicht mehr verkneifen. Mitras war äußerst zufrieden mit sich und achtete tunlichst darauf, dass weder Thadeus noch seine Sekräterin sein Grinsen sahen. Er verließ die Schule und steuerte ein Café ein paar Blocks weiter an. Dort hatten sie einen ausgezeichneten Tee und wahrhaft göttliches Gebäck. Ihm war zum feiern zumute, warum also sollte er sich nicht etwas gönnen. Er nahm sich vor auf dem Nachhauseweg noch einen Zwischenstop bei Titus und Stefania einzulegen. Die genauen Daten von Johann würden ihnen sicher auch helfen.
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