Nachdem Abigail mit Kira aufgebrochen war, legte sich Mitras noch einmal für drei Stunden hin, wie er es nach jeder Generatorladung tat. Etwas erholter wechselte er in seine Laborkleidung. Gestern Vormittag hatte er eine ihm unbekannte Variante eines alten Rammbockzaubers gefunden. Es ging um eine simple Vor- und Zurück-Bewegung, mit der ein großer Holzklotz, der zusätzlich in Schwebe gehalten wurde, gegen ein Tor geschmettert werden sollte. Die Frequenz der Bewegung war perfekt und der Anleitung nach benötigte der Zauber nur wenig Energie, um aufrecht gehalten zu werden. Selbst wenn die Zauberdauer nicht verlängert werden konnte, so hoffte er mit dieser Formel die nötige Energiemenge zu reduzieren.
Er ging in den Keller hinunter und wandte sich dem Regal am Fuß der Treppe zu. Die Geheimtür war sowohl magisch als auch antimagisch durch ein Eisenschloss gesichert. Für die magische Sicherung musste ein bestimmter Stein exakt durch einen wohldosierten magischen Stoß bewegt werden, während das Eisenschloss erst durch den Tritt auf eine bestimmte Fliese am Boden unter dem Schrank entsichert werden musste.
Nachdem er den magischen Teil des Schlosses gelöst hatte, trat er auf die Fliese, woraufhin ein falscher Stein aufsprang und das eigentliche Schloss enttarnte. Mitras liebte dieses kleine, komplizierte Stück Mechanik. Es war eines von mehreren Trickschlössern und Mechaniken, die ein versierter Schlosser eingebaut hatte. Der Mann war ihm von Titus vermittelt worden. Dieser schien für alles einen Experten aus dem Hut zaubern zu können. Er nahm den Schlüssel aus der Robentasche, öffnete die Tür und trat in sein zweites, geheimes Labor. Er schloss die Tür hinter sich und sah sich zur Sicherheit noch einmal um, eine Bewegung, die ihm schon zur Gewohnheit geworden war, seitdem sein Erfolg die ersten Neider auf den Plan gerufen hatte.
Vom Schnitt her war das Labor eine Kopie des Labors im ersten Stock. In der kurzen Seite des Raumes standen zwei Versuchsgeneratoren. Beide waren Attrappen. Es ging nur darum die Länge des Zaubers zu bestimmen. Dieser Testbereich wurde durch ein magisch verstärktes Netz vom Rest des Raumes getrennt. Das Netz sollte den Testzylinder auffangen, sollte dieser außer Kontrolle geraten. Um beide Versuchsaufbauten waren wieder eine Reihe von magischen Messgeräten aufgebaut. Da es sich um Langzeitversuche handelte, sollten sie lediglich Anomalien aufzeichnen und im schlimmsten Fall Alarm schlagen.
Gegenüber der Versuchsaufbauten stand sein Schreibtisch. Entlang der Wand zwischen Netz und Schreibtisch hatte er einen weiteren Schrank mit Utensilien und Proben. In einen Teil des Schranks war eine Tür in den weiteren Kellerbereich eingebaut. Auch diese Tür war nicht offensichtlich, sondern durch ein kompliziertes nichtmagisches Schloss verborgen. Hinter ihr lag sein wichtigster Besitz, der Zugang zu einer Leylinie. Sie ermöglichte ihm überhaupt mehr als nur eine Handvoll Elektrum herzustellen.
Tatsächlich war der Keller deutlich größer. Unter dem Wintergarten ging ein Tunnel zum Gerätehaus. Dieses und auch das Haus seiner Bediensteten waren vollunterkellert. Ein Großteil des Kellers unter den Gebäuden wurde von der Elektrumschmiede und dem Materiallager eingenommen. Dort stellte er neue Zylinder her, wann immer er einen zum Verkauf oder für die Generatoren benötigte. Der Prozess war aufwendig und dauerte mehrere Wochen, aber der Gewinn aus einem einzelnen Zylinder finanzierte seinen Lebenswandel, seine Bediensteten und seine Experimente, der teuerste Teil seiner Ausgaben, für eine ganze Weile. Zur Tarnung hatte er einen Teil des Kellers des Bedienstetenhauses von seinem Labor abgetrennt. Abigail nutze diesen Raum als Vorratskeller und ohne schweres Gerät war es nicht möglich,von dort ins Labor zu kommen.
Die Schmiede war am tiefsten Punkt des Kellers untergebracht, um so dicht an der Linie zu sein wie nur möglich. Leylinien waren keine Seltenheit, aber es war schon Glück, dass hier eine entlang lief, die relativ weit nach oben reichte. Normalerweise verliefen die Linien tief in der Erde und nur an Punkten an denen sich zwei oder gleich mehrere kreutzen, erzeugten sie eine Art Wirbel, der die magischen Ströme an der Oberfläche verstärkte. An einfachen Kreuzungen führte das in der Regel zu einer Häufung magischer Flora und vermehrten Aufkommen von Naturgeistern. Waren es mehr als zwei Linien, waren die Effekte schon deutlicher. An den seltenen Sternen, Orten an denen sich vier Linien deckend kreutzen, war die Magie so stark, dass sogar nichtmagische sie deutlich wahrnehmen konnten. In ganz Albion gab es aber nur einen solchen Ort, das Heiligtum Savora. Der Gipfel war so von Magie durchdrungen, dass die Naturgesetze dort anders zu funktionieren schienen. Direkt im obersten Bereich gab es sogar Felsbrocken, die ständig über dem Boden schwebten, außerdem wuchsen dort zahlreiche magische Pflanzen. Die Präsenz der Geister war allgegenwärtig. Selbst einem erfahrenen Magier kam dieser Ort absolut surreal vor und selbst ein erfahrener Priester betrat diese Region nur selten. Der Tempel, indem man den Geistern und dem Berg huldigte, lag ein ganzes Stück tiefer, und auch dort konnte man ein verstärktes Magiewirken, besonders für Elementarzauber des Windes, bemerken.
Eine Linie zur Verstärkung zu nutzen lohnte sich normalerweise nicht. Der Magiefluss wurde nur im direkten Umfeld der Bahn verstärkt und da die Linien tief in der Erde lagen, war der Aufwand meist zu groß. Für Mitras aber war er notwendig, da er selbst nur begrenzt zum wirken von Elementarzaubern fähig war. Erst die Stärke der Linie ermöglichte es ihm, die Zauber zu wirken, die nötig waren, um das Venarium, einen Grundbestandteil des Elektrums, zu erzeugen, zumindest mehr als einige Gramm. Auch das Legieren erforderte Magie. Keine Kohle brannte heiß genug und auch sonst wusste er keine andere Quelle. Er war schon kurz davor gewesen die Di Ferrus um Hilfe zu bitten, aber auch wenn er ihnen vertraute, wollte er dieses Risiko nur ungern eingehen. Zu wichtig war die Freundschaft, als dass er sie durch eine solche Abhängigkeit belasten wollte. Er vertraute sich selbst einfach nicht genug. Aber dann fand er dieses Grundstück und spürte eine leichte Schwankung im magischen Fluß. Die Leylinie war auf Karten eingezeichnet, aber anscheinend hatte bisher niemand bemerkt, dass sie hier der Oberfläche sehr nah kam. Mitras verbrauchte damals fast alle seine finanziellen Reserven um das Grundstück zu erwerben und das Anwesen zu bauen, aber nun hatte er einen Ort, wo er das Elektrum allein erzeugen konnte.
Bevor er sich an die neue Variante machen konnte, musste er sich erst einmal um den noch laufenden Versuch kümmern. Bevor Kira eingetroffen war, hatte er ihn bereits gestartet. Dieser nahm die Idee mit dem Rammbockzauber noch nicht auf – vielmehr handelte es sich um den letzten Versuch einer anderen Idee, die er nun seit Wochen erfolglos verfolgte. Er hatte vor zwei Monaten entdeckt, dass das Elektrum Magie auf unterschiedliche Weisen und vor allem in unterschiedlichen Dichten aufnehmen konnte. Normalerweise wurde die kanalisierte Magie im Zuge einer Formel systematisch übertragen, aber vor zwei Monaten war er für einen Moment unkonzentriert gewesen und brachte eine Störung in den Fluss der Magie. Dies führte zu einer Veränderung der Dichte der Magie im Zylinder. In der Folge untersuchte er das Phänomen ausführlich und entdeckte diverse neue Eigenschaften des Elektrums. Während die meisten magischen Artefakte die Energie einfach aufnahmen und dann von ihr gleichmäßig erfüllt waren, konnte die Energie im Elektrum in einen Fluss versetzt werden, was sich positiv auf Telekinesezauber auswirkte. Auch konnte mehr Energie im Zylinder untergebracht werden, solange sie in Bewegung war.
Doch der Strom der Magie führte auch dazu, dass sie ungleichmäßig verbraucht wurde, was dazu führte, dass die Bewegung des Zylinders durch den Telekinesezauber verzerrt wurde. Theoretisch hätte das mehr an Energie die Wirkdauer auf bis zu eine Woche verlängern sollen, aber bisher endeten alle Konfigurationen nach spätestens drei Tagen fatal. Immerhin hatte er herausgefunden, dass sich schon deutlich früher eine Veränderung in der Aura des Zylinders abzeichnete, so dass er nun viel früher, und vor allem vor einem außer Kontrolle Geraten, feststellen konnte, ob alles stimmte.
Und auch dieses Mal gab es wieder Anomalien. Tatsächlich würden sie nun sogar deutlich schneller zum Kontrollverlust führen. Wäre er zwei Stunden später gekommen, hätte es bereits zu spät sein können. Frustriert beendete er den Versuch. Eine weitere Eigenschaft war es, dass sich Elektrum unglaublich leicht erden ließ. Ein einfacher Magie Aufheben Spruch reichte aus, um jede beliebige Ladung zu entfernen, ohne dabei die Eigenschaften des Materials zu beeinflussen. Der einzige Haken an der Sache war, dass der Zauber dazu durch physischen Kontakt übertragen werden musste. Mitras hatte dazu eine einfache Vorrichtung aus Eisen eingebaut, die auf Knopfdruck gegen den Zylinder stieß. Der Kontakt mit dem Eisen sorgte dafür, dass der Zauber neutralisiert wurde, was zur Folge hatte, dass die magische Bewegung sofort mit einem Knall beendet wurde.
Er überprüfte die magischen Detektoren und wertete sie aus. Tief versunken in die nötigen Hellsichtszauber der Geräte sah er wie sich der Zauber entfaltete und wirkte. Die verräterischen Schwankungen setzten relativ schnell ein. Erst schwach wurden sie schnell deutlicher. Damit war die gesamte Versuchsreihe gescheitert. Es war ihm nicht gelungen, den Fluss der Magie irgendwie auszunutzen. Frustriert löste sich Mitras aus der Magie und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er notierte kurz alles nötige und begann dann den nächsten Versuchsaufbau zu planen. Er merkte jedoch schnell, dass er zu unkonzentriert war. Die nächtliche Meditation und der Rückschlag hatten ihn zu sehr ausgezehrt und so ließ er die Arbeit bald sein.
Er verließ das Labor und begab sich ins Bad, um sich kurz frisch zu machen. Auf dem Weg dorthin machte er einen kurzen Zwischenstopp, um bei William ein Mittagessen zu ordern. Nur ein paar Brote, die er dann in seinem Labor essen konnte. William deutete seine Miene richtig und fragte gar nicht erst nach den neuesten Ergebnissen. Aber nachdem Mitras sich im Bad etwas Zeit gelassen hatte und auch noch einmal die Toilette nutzte, hatte William ihm ein Tablett voller Köstlichkeiten gezaubert. Auf einem Teller waren drei dicke Scheiben stark mit Körnern durchsetztes Vollkornbrot, dass er so gerne aß, mit Butter bestrichen und mit einer kräftigen Fleischwurst belegt. Dazu gab es eine Tasse mit seinem Lieblingstee, dampfend heiß. Abgerundet wurde die Mahlzeit von einer Schale mit Quark und Früchten. Mitras dankte seinen Freund und begab sich mit dem Tablett nach oben in sein Gemach. Er stellte es auf den kleinen Beistelltisch ab und nippte vorsichtig am Tee. Dieser war gerade so weit abgekühlt, dass er die richtige Temperatur hatte. Im Geiste dankte er wieder einmal dem Alchemisten Gregorius Grey, der auf die Idee gekommen war, seinen schwarzen Tee mit dieser Frucht zu behandeln. Schwarzer Tee war schon ein Genuss, aber die allgemein nur noch Gregorius Grey Tee genannte Mischung aus Tee und dem Öl der Bergamotte war für ihn die vollkommene Gaumenfreude.
Mitras ordnete seine Gedanken wieder. Es war fast 15 Uhr und er musste sich noch Gedanken um Kiras Lehrplan machen. Sie hatte eine gewisse Bildung genossen, aber er konnte nicht einschätzen, wie weit sie schon war. Am besten wäre es, sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Er hatte ihr für den Anfang acht Bücher ins Zimmer gestellt, die alle relevanten Bereiche wie Philosophie, Mathematik, Geografie, Geschichte, Politik, Biologie, Physik und die wichtigsten Grundlagenwerke der Magie abdeckten. Eine umfassende Prüfung über alle diese Bereiche zu erstellen, wäre vermutlich sinnvoll gewesen, aber das war doch ziemlich aufwendig. Er überlegte sich, dass sie sich die nächsten acht Tage in jedes der Werke einlesen solle, erst mal nur das erste Kapitel, um dann Abends einen kurzen Bericht wiederzugeben. Dann könnte er sie in einem Lehrgespräch mit weiteren Fragen konfrontieren und schauen, was sie von sich aus ergänzte. So würde er bald abschätzen können, wie schnell sie das Wissen aufnahm und wie viel sie schon von dem jeweiligen Thema wusste. Danach würde es Zeit werden, mit dem praktischen Teil ihrer Ausbildung zu beginnen. In den „Grundlagen der Erstlingszauber“ waren alle nötigen Anleitungen, um das Kanalisieren zu erlernen. Bei ihrem Potential sollte es ihr nicht schwer fallen, Magie zu schöpfen und zu halten. Nach dem Überblick würde ihre erste Aufgabe dann also sein, die nötigen Kapitel zu lesen und dann unter Anleitung das Gelesene umzusetzen. Nach den Fehlschlägen der letzten Wochen war eine Ablenkung auch für ihn nicht verkehrt. Er merkte langsam, wie sich der Frust über die wiederholten Fehlschläge in sein Gemüt eingruben, und das war nicht gut. Er brauchte Erfolgserlebnisse oder zumindest eine Ablenkung.
Die Zeit während ihrer ersten Unterweisung im Kanalisieren würde er dann nutzen, um anhand der Auswertung der nächsten acht Tage den weiteren Lehrplan zu erarbeiten. Bei diesem Gedanken kam ihm in den Sinn, dass er sie ja nicht die ganze Zeit durcharbeiten lassen könne. Mindestens einen Tag Ruhe in der Woche musste er ihr schon einräumen, sonst würde sie ihm irgendwann einfach umkippen. Er beschloss, dass sie einen komplett freien Tag haben sollte, sinnvollerweise Silenz, und einen Tag an dem sie nach Wahl nur drei Stunden lernen sollte. Welcher Tag das sein würde, wollte er nachher mit ihr diskutieren. Ihm war es relativ egal, er würde Uldumstag vorschlagen, aber sie konnte sich ja die Woche so einteilen, wie es ihr am besten passte.
Im Hausflur wurde es unruhig und er blickte zur Uhr auf. Es war kurz nach 17 Uhr, was hieß, dass Abigail und Kira zurück sein mussten. Er stand auf und ging runter, um die beiden zu begrüßen. Auf der vorletzten Treppenstufe blieb er stehen und betrachtete die beiden. Sie hatten diverse Taschen in den Händen, die ihnen gerade von Tobey abgenommen wurden, damit sie ihre Mäntel ablegen konnten. Kira trug nun ein grünes Kleid, dass eng am Oberkörper anlag und so modisch ihre Oberweite ebenso wie ihre schlanke Taille betonte. Es hatte Knöpfe aus Horn und einen bauschigen Rock, der ihr Gesäß hervor hob und Mitras kurz darüber nachdenken ließ, dass sie ja auch ohne Rock dort schöne Rundungen hatte, ehe er diesen Gedanken rasch beiseite schob. Diese aufgebauschten Röcke waren bestimmt genau deshalb in Mode gekommen, um solche Gedanken zu befeuern. Sie sah müde aus, einige ihrer Haare hatten sich aus der Frisur gelöst und hingen ihr ins Gesicht. „Wie ich sehe, habe ich meine Schülerin zu ihrem Einstand mit Geschenken überhäuft!“ witzelte er, was Kira sofort erröten ließ. „Ach, nun hör schon auf, du machst das arme Kindchen ja ganz verlegen.“ scholt ihn Abigail. „Und im Übrigen, dass sind nur die Sachen, die wir direkt mitgenommen haben. Den Rest habe ich liefern lassen. Morgen werden ein paar Ballen Stoffe und noch weiteres Nähzubehör eintreffen.“ Mitras lachte und erwiderte schmunzelnd: „In Ordnung, für meine erste Schülerin nur das Beste, schließlich haben wir ja einen Ruf zu wahren.“ Er wandte sich an Kira: „Sie haben bis 18 Uhr, um ihre neuen Schätze zu verstauen und sich kurz von der Stadt zu erholen, dann besprechen wir im Labor ihre weitere Ausbildung, bevor es dann um 19 Uhr Essen gibt.“ Noch immer tiefrot, nickte sie. „Ja, Magister.“ „Gut, dann bis später, ich bin in meinem Zimmer, sollte etwas sein, und sammle Sie dann ein.“ Er machte kehrt, zog sich wieder in sein Zimmer zurück und ließ den Trubel unten hinter sich. Es lohnte sich nicht, nun noch etwas Neues anzufangen und über die Ausbildung hatte er sich erst einmal genügend Gedanken gemacht. Er griff sich also das Buch, das er derzeit las und genoß es sich noch eine Weile darin zu verlieren. Das Werk der Schriftstellerin Maria Godwin faszinierte ihn. Darin beschrieb sie, wie ein Magier versuchte, einen unbelebten Körper mithilfe von Magie zu erwecken und so neues Leben zu erschaffen. Ein entsetzlicher, aber auch faszinierender Gedanke. Über das Lesen vergaß er beinahe die Zeit und stellte fest, dass es schon kurz vor 18 Uhr war, als er aufblickte. Er steckte ein Lesezeichen in das Buch und legte es auf den Nachttisch, um es später weiterzulesen. Dann schritt er aus seinen Gemächern hinaus und klopfte an Kiras Tür.
Sie schien schon gewartet zu haben, da sie fast augenblicklich öffnete. „Gut, kommen Sie mit.“ Er schnippste einmal, um Abigails Glöckchen anzuschlagen, und wartete kurz an der Galerie, bis sie unten erschien. „Abby, wärst du bitte so gut uns zwei Tassen Tee ins Labor zu bringen? Danke.“ Sie nickte und verschwand sofort wieder Richtung Küche. Er öffnete derweil das Labor und bat Kira hinein. „Setzen Sie sich.“ Er wartete kurz, bis sie sich auf den Stuhl an ihrem Schreibtisch niedergelassen hatte, und setze sich dann auf seinen Stuhl. Beides waren neue Drehstühle, wie sie mittlerweile sehr gerne von allen Arten von Kanzleien und sonstigen Verwaltungsinstitutionen verwendet wurden. Mitras empfand diese neumodischen Stühle als sehr praktisch. Man konnte sich auf ihnen vom Tisch wegdrehen, ohne groß hin und her rücken zu müssen. Es war nur eine weitere mechanische Spielerei, aber er war faziniert von allen Arten von Geräten, vom einfachen Drehstuhl bis hin zum komplizierten elektrischen Generator.
Er drehte sich zu ihr hin und wies auf ihren Tisch. „Auch wenn Sie noch nicht viel Zeit hier verbringen werden, das Schreibmaterial ist für Sie. In ihrem Zimmer werden sie in der Schublade ihres Schreibtisches noch mehr finden. Sie sollten sich nun ein paar Notizen anfertigen, während ich Ihnen den Ablauf der nächsten Wochen erkläre.“ Mit überschlagenen Beinen saß er ihr nun gegenüber, während sie sich dem Schreibtisch zuwandte und sich ein Blatt und einen der Stifte nahm. „Ich habe Sie mit einigen Büchern zur allgemeinen Bildung und für die Grundlagen der Magie ausgestattet. Die Bücher gehören von nun an Ihnen.“, fing er an und machte eine kurze Pause, damit sie dieses erneute, eigentlich doch kleine, Geschenk verdauen konnte. Ihre Emotionen – Scham, Freude, Unbehagen – waren erfrischend einfach an ihrer Miene ablesbar. Ihr Unbehagen Geschenken gegenüber ließ seinen Entschluss, ihre familiären Umstände bei Gelegenheit genauer zu beleuchten, festigen. Fürs Erste beließ er es nun aber dabei, freundlich zu sein und sie zu beobachten. Was auch immer für eine Geschichte dahinter stand, sie selbst schien ohne böse Absichten zu sein, und er würde sich von Angriffen von außen auch nicht treffen lassen. Da hatte er ja schon ganz andere Versuche gesehen, ihm zu schaden. „Ihre erste Aufgabe wird es sein, sich je Tag in eines der Bücher einzulesen. Ich erwarte nicht, dass Sie die Bücher komplett lesen. Erfassen Sie wovon das Buch handelt, lesen Sie erste Absätze der Ihnen am interessantesten erscheinenden Kapitel und fassen sie bis zum Abend kurz zusammen, worum es geht und ergänzen Sie, wo Sie können, das Behandelte mit ihrem eigenen Wissen. Das wird kein Test, es geht mir vielmehr darum herauszufinden, wo Sie stehen, damit ich weiß, was noch weiter geschult werden muss und wo sie bereits eine gewisse Wissensbasis besitzen.“ endete er und wartete ihre Antwort ab. „Ja, Magister. Mit welchem der Bücher soll ich anfangen?“ entgegnete sie. Er gab ihr die Reihenfolge vor und ergänzte: „Ich erwarte nicht, dass Sie die vollen sechs Wochentage durcharbeiten. Silenz trägt seinen Namen nicht nur so. An diesem Tag steht es Ihnen frei, Ihre Zeit zu nutzen, wie es Ihnen passt. Sollten Sie Schach oder Dame spielen, wird sich William sicher zu einer Partie überreden lassen, er liebt beide Spiele über alles. Sobald Sie ihre erste Aufgabe erledigt haben, werden wir mit magischen Übungen beginnen. Diese werden außer am Silenz jeden Tag stattfinden und circa drei Stunden dauern. An vier Nachmittagen werden sie genauso viele Stunden jeweils mit lernen verbringen. Sie können sich aussuchen, an welchen der fünf Tage Sie mit dem lernen pausieren möchten. Sie werden mit Hilfe der Bücher im Selbststudium lernen und ich werde Sie dann jeden Abend zwischen 18 und 19 Uhr abfragen. Wenn Sie es wünschen, können wir dieses Treffen auch an Ihrem kurzen Tag durchführen, damit Sie einen festen Termin haben, an dem Sie mit mir alle weiteren Fragen erörtern können. Heute ist Uldumstag, Sie haben also mit Ingasttag und Schengstag in dieser Woche noch zwei Tage, an denen Sie arbeiten werden.“ er pausierte kurz und sah sie aufmerksam an. Sie hatte sich während seines ganzen Vortrages fleißig Notizen gemacht. Nun klopfte es an der Tür und er bat Abigail mit dem Tee herein. „Entschuldigt ihr zwei, es hat ein Weilchen gedauert, da William gerade kein heißes Wasser aufgesetzt hatte. Ich habe euch eine Früchtemischung aufgekocht, genau richtig bei dem Wetter draußen.“ Mitras blickte bei diesen Worten um die Ecke zum Fenster hinaus und sah, dass es wieder zu schneien angefangen hatte. Es sah so aus, als wenn es draußen richtig ungemütlich geworden war. „Ja, das sieht in der Tat richtig unbequem aus. Habt ihr es auch drüben warm genug?“ fragte er etwas besorgt. Er hatte zwar auch dort Wärmesteine verteilt, aber da das Haus im Gegensatz zum Hauptgebäude schon stand, als er das Grundstück erwarb, war es nicht annähernd so gut gedämmt. Die alte Villa war abgebrannt, was für seine Pläne sehr vorteilhaft war und es ihm ermöglichte ein sehr modernes und voll unterkellertes Gebäude zu errichten. „Da mach dir mal keine Sorgen drum, wir haben es mit den Steinen schon warm genug und wenn nicht schmeißen wir den Kamin an.“ entgegnete Abigail. „Gut.“ erwiderte er, nicht ganz sicher, ob sie ihn nicht einfach nur beruhigen wollte. Er nahm sich vor, sie bei ihren Schneiderarbeiten die nächsten Tage ‚zufällig‘ einmal zu besuchen, um sich die Stücke anzusehen, und um zu überprüfen, ob es auch wirklich warm genug war. Abigail hatte derweil einen kleinen Beistelltisch mit Rädern aus der Ecke gezogen und das Tablett mit den Tassen darauf abgestellt. Nachdem sie den Tisch zwischen die beiden geschoben hatte, verabschiedete sie sich. Mitras nahm seine Tasse, trank einen tiefen Schluck und fühlte die angenehme Wärme durch seinen Körper fahren. Es war zwar nicht kühl im Haus, aber nach dem Blick nach draußen tat es doch besonders gut. Kira tat es ihm gleich und er setzte wieder an. „Gut, also es ist Ihnen überlassen, welchen Tag Sie verkürzen. Da wir mit den praktischen Übungen erst nach dem ersten Einlesen anfangen, heißt das, dass Sie nächste Woche einen zusätzlichen Tag frei haben. Sie könnten ja mit Abigail eine weitere Tour durch die Stadt machen. Es wäre nicht schlecht, wenn Sie lernen sich hier in Uldum zurecht zu finden, Abby wird Ihnen sicher gern behilflich sein. Für nächste und übernächste Woche möchte ich, dass Sie Ihren freien, beziehungsweise Ihren kurzen Tag, auf den Uldumstag legen. Dann können wir direkt mit der ersten praktischen Übung beginnen und Sie haben danach Zeit sich davon zu erholen. Die erste Übung kann sehr aufwühlend sein.“ warnte er sie. „Gut, fassen wir noch einmal zusammen. Morgen am Ingasttag beginnen Sie mit Geografie und Geschichte, am Schengstag folgt die Biologie magischer Wesen, dann am Silenz haben Sie frei. Am Mirastag nächste Woche folgt dann die Politik und am Mafuristag Physik. Danach wird auch ein Tag Pause nötig sein.“ sagte er leise lachend. „Nächsten Ingastag folgt die Mathematik und darauf am Schengstag dann die Philosophie. Nach ihrem zweiten Silenz beginnen wir dann richtig mit der Magie, erst mit dem Grundlagenwerk und dann mit der Übersicht über die wichtigsten Zauber. Am Uldumstag, Ihrem ersten kurzen Tag, werden wir dann abends den weiteren Lehrplan besprechen.“ Er blickte wieder zu ihr und sah, dass sie ihr Notizblatt um eine passende Tabelle ergänzt hatte. Er ließ sie zu Ende schreiben und trank seinen Tee aus. „Haben Sie zu den nächsten zehn Tagen noch irgendwelche Fragen?“
Kira saß einen Moment lang still da und überlegte. Sie hatte eigentlich eine Menge Fragen, etwa: Was mache ich an den restlichen Stunden des Tages? Wo und wie verbringt man denn als Magieschülerin seine Freizeit in Uldum? Kann ich einfach rausgehen oder muss mich Abigail immer begleiten? Sie fragte: „Muss ich in Mathematik auch Aufgaben rechnen können?“ Mitras schaute sie ein wenig kritisch an. „Selbstverständlich. Was würde das sonst bringen? Rechnen und Konstruieren sind wesentliche Bestandteile.“ Kira seufzte innerlich. Man musste ihr ihre mangelnde Begeisterung wohl angesehen haben, denn Mitras setzte an: „Mathematik ist eine Grundfeste der Magie. Durch sie können wir beobachten, manchmal sogar vorhersagen, wie sich die magischen Ströme verhalten werden und dieses Wissen hilft uns, Zauber akurat zu planen, zu optimieren und weiter zu entwickeln. Ohne ausreichende Planung kann ein neuer Zauber die innere Energie des Zaubernden zu schnell oder zu tief entladen, so dass entweder er sich oder der Umgebung schadet. Ohne Mathematik können wir Fehlschläge bei der Planung von Zaubern weniger gut nachvollziehen und erklären.“ Er hielt inne und schaute sie streng an. Kira senkte ein wenig zerknirscht den Kopf. „Mathe ist wichtig, habe ich verstanden. Ich bin nur leider nicht so gut darin.“ „Das wird schon werden. Wir ändern dann den Plan auch gleich etwas: Sie beginnen morgen mit Geschichte und Geografie, aber übermorgen, am Schengstag, teilen Sie den Tag: Ein bisschen Mathematik, ein bisschen Biologie. Und das dann einfach an jedem Arbeitstag, immer ein bisschen Mathematik dazu, dann wird es schon nicht so schlimm. Dafür können sie dann am nächsten Ingas schon Philosophie lesen und am Schengstag bereits mit dem Buch zur Magiekunde anfangen, dann haben Sie mehr Zeit dafür.“, beruhigte Mitras sie. „Magie ist ja vermutlich das, was sie eh am meisten interessiert, oder?“ Kira nickte.“ Haben Sie noch andere Fragen, zum Ablauf oder zur Planung etwa?“ Kira schüttelte den Kopf. Jeden Tag Mathematik klang gar nicht erfreulich, aber vielleicht hatte Mitras Recht, und es war einfacher, als sich einen ganzen Tag quälen zu müssen. Sie beschloss, ihre freie Zeit einfach mit Lesen und dem Wintergarten zu verbringen. Das konnte man wahrscheinlich sogar kombinieren. Und den halben freien Tag könnte sie ja in die Bibliothek gehen. „Mein kurzer Tag ist dann erstmal der Uldumstag. Und Silenz habe ich frei. Kann ich jederzeit rausgehen, oder muss ich eine Begleitung mitnehmen?“ „Sie sind keine Gefangene!“, lachte Mitras. „Aber nehmen Sie dieses hier mit.“ Er drehte sich mitsamt Stuhl zum Schreibtisch hinter sich, wühlte kurz in einer der Schubladen und holte ein Siegel wie das hervor, das auch Abigail in der Bibliothek genutzt hatte. „Damit können Sie sich ausweisen, dass Sie zu meinem Haushalt gehören. Sonst könnte das ja jeder Arbeiter aus den Docks mal eben schnell behaupten. Und ich empfehle, für den Anfang Abigail, Tobey oder William zu bitten, Sie zu begleiten. Ich würde ungern nach Ihnen suchen müssen, ach ja, und seien Sie zum Abendessen zu Hause.“ „Ja, Magister.“ Kira nahm das Siegel. Mitras stand auf. „Dann wollen wir mal sehen, was William so für uns an Leckereien hat.“ Kira sammelte ihre Blätter und das Siegel zusammen, legte die leeren Blätter und das Schreibzeug auf den Schreibtisch und folgte ihm auf die Galerie. „Ich bringe eben noch die Sachen in meinen Raum.“ Mitras nickte. „Und wenn sie mögen, ziehen Sie sich etwas schlichteres zum Essen an. Mit diesem Rock sitzt es sich doch vermutlich nicht so angenehm.“ Kira lachte. Die neue Kleidung gab ihr schon seit dem Anziehen ein Hochgefühl, sie wollte sie auf keinen Fall mehr ausziehen. Alles hier gab ihr ein Hochgefühl, dieses Haus, die vielen Geschenke – sie war vermutlich die glücklichste Discipula in Uldum, dachte sie, und strahlte Mitras an: „Aber es sieht so schön aus, Magister. Ich fühle mich so edel darin und so hübsch!“ Mitras nickte freundlich. „Es freut mich, dass Ihnen die Sachen gefallen. Es sieht in der Tat sehr viel eleganter aus. Wenn wir Besuch haben, können sie darin sicher das Haus gut repräsentieren.“ Kira fühlte, wie gut ihr die Bestätigung tat. Sie gluckste glücklich in sich hinein, drehte sich um und stolzierte den Gang herunter, um ihre Materialien in ihren Raum zu bringen. Tobey hatte auch die Tasche mit dem Buch, den Fächern, Handschuhen und Hüten und das rote Kleid in ihr Zimmer gebracht. Kira überlegte kurz, ob sie das rote Kleid zum Abendessen anziehen sollte, aber dann merkte sie, dass sie ja bisher den größten Teil des Tages nur Kekse gegessen hatte, also steckte sie nur ihre Haare wieder richtig hoch und ging runter, um sich schneller dem Essen anzuschließen.
Mitras saß bereits am Tisch und unterhielt sich mit Tobey, der ihn wohl über einige geplante Renovierungen am hinteren Haus informierte. Abigail deckte den Tisch und setzte sich dann an ihren Platz. William, der in der Küche gewesen war, kam gerade in den Raum, als Kira sich setzte. Er betrachtete sie von oben bis unten, pfiff dann anerkennend durch die Zähne und sagte: „Naa, Mitras, du bist aber schon ein Glückspilz, eine so hübsche junge Dame ausbilden zu dürfen.“ Kira grinste glücklich und wurde rot, aber diesmal störte es sie gar nicht. Mitras lachte und mahnte dann: „Das kann sein, aber kannst du dich dann bitte auch daran erinnern, dass sie eine Dame ist? Iss sie nicht gleich mit den Augen auf.“ William lachte schallend und legte den Arm um Kira, als er an ihr vorbei zu seinem Platz ging. „Ha, aber sie ist doch jetzt MEINE Lady, Mylord. Ich darf meine Herrschaften wohl loben und preisen, wie es mir gefällt, nicht wahr, edler Herr?“ Kira kicherte und auch Tobey und Abigail glucksten leise in sich hinein. Mitras verdrehte die Augen. „Lass die Finger von ihr und setz dich hin!“ Er wandte sich an Kira. „Lassen Sie sich nicht alles von ihm gefallen. Er vergisst manchmal wirklich, welchen Stand er hat.“ Kira verbiss sich das weitere Kichern und sagte schalkhaft: „Magister Mitras, seid unbesorgt. Ich werde mit meinen Angestellten gütig umgehen.“ Abigail, William und Tobey prusteten nun vor Lachen, und William hob den rechten Daumen als Anerkennung für ihre Antwort. Kira strahlte. Dieser Haushalt war so lustig, und so warm und sie hatte so viele tolle Geschenke bekommen. Es schien ihr, als ob all das Glück, dass sie in den letzten Jahren vermisst hatte, mit einem Schlag auf sie einströmte, und sie hatte das Gefühl, beinahe über dem Stuhl zu schweben. Mitras zog ein wenig belustigt die Augenbrauen hoch und schmunzelte. „Na, dann bin ich ja beruhigt.“ Er wandte sich dem Tisch zu, auf dem auf einer Platte verschiedene kalte Brote und Pasteten standen und ein großer Topf mit einer klaren Suppe. „Dann wünsche ich allen einen guten Appetit.“ William brauchte noch eine Weile, sich vom Lachen zu erholen, und jedes Mal, wenn er noch etwas kicherte, gluckste auch Kira in sich hinein. Sein Lachen war einfach ansteckend, fand sie. Sie ließ sich von Abigail Suppe geben und aß mit großem Appetit, während Abigail neben dem Essen einigen Klatsch aus der Stadt erzählte, den sie wohl von Matthes, dem Händler, erfahren hatte, insbesondere wohl von der jungen Eismagierin mit den starken Verbrennungen. Mitras meinte abfällig, dass sie vermutlich nur deshalb so entstellt geblieben war, weil man sich nicht zur Heilung an die Verwandlungsakademie gewandt hätte. „Die Elementarmagier sind im Kampf und auf dem Feld bestimmt sehr praktisch, aber sie können nichts anständig reparieren, weder einen Gegenstand noch ein Lebewesen.“ Kira hörte interessiert zu, merkte aber schon nach einer Weile, dass ihre Gedanken zu den Büchern abschweiften, die oben in ihrem Zimmer auf sie warteten. Sie beendete also das Essen recht zügig und bat darum, sich zurückziehen zu dürfen. Mit einem Seitenblick auf Mitras ließ sie den Teller stehen, den sie eigentlich schon wegräumen wollte, und ging nach oben in ihr Zimmer, wo sie das neue Kleid auszog, sorgfältig auf einen Bügel hing und glatt strich und dann in ihrem bequemen Schlafanzug wechselte, den sie von ihrem Bruder Adrian vor einem Jahr geschenkt bekommen hatte. Er bestand aus einer weichen Schafswolle, die zu einem unglaublich flauschigem Stoff gewebt worden war. Eigentlich war das wohl eher für Männer, aber Kira fand es nicht unpraktisch, beim Schlafen eine Hose zu tragen, ein Kleid rutschte ihr immer zu schnell hoch. Adrian hatte ihn auf einer Handelsfahrt, die er mit ihrem Vater gemacht hatte, erworben, und Kira hatte nie herausgefunden, wie es ihm gelungen war, ein so wundervolles und seltenes Kleidungsstück zu bekommen. Er hatte auch allen anderen Geschenke von dieser Reise mitgebracht, teilweise sogar noch deutlich kostspieligere als diesen Anzug, aber sie schätzte gerade den Schlafanzug sehr. Sie knipste die Lampe am Bett an, nahm sich das Geschichtsbuch und begann zu lesen. Notizen würde sie hierbei vermutlich nicht brauchen, schließlich waren Geografie und Geschichte ihre Lieblingsthemen in der Schule gewesen. Tatsächlich stellte sie schon auf den ersten Seiten fest, dass ihr Lehrer dieses Werk wohl benutzt hatte, um ihnen Ausschnitte daraus zum Lernen zu senden, denn einige Textpassagen kamen ihr sehr vertraut vor. Dennoch genoß sie es, eine Weile zu lesen, ehe sie das Buch beseite legte, das Licht löschte und sich wohlig seufzend ins Bett kuschelte, um zu schlafen.
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