Uldum im Winter – 22. Lunet 242 (Silenz)

Mitras erwachte am nächsten Morgen völlig erholt. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so gut geschlafen hatte und früh war es auch noch. Seine Uhr zeigte ihm, dass es erst kurz vor acht Uhr war. Gegen 10 Uhr würde seine Schwester vorbei kommen. Sie wollten endlich den vor zwei Wochen abgesagten Ausflug nachholen. Er hatte eine größere Kutsche für sie alle gemietet und es sollte in dieser ein Stück den Corvio hinauf gehen. Dort gab es ein kleines Dorf namens Raa mit einem netten, kleinen Gasthof. 

Er machte sich fertig und ging runter. William war gerade dabei, einen Picknickkorb für die kleine Reise vorzubereiten. „Ha, guten Morgen, da ist ja jemand früh. Als ich die Treppe gehört habe, hab ich eher mit Kira gerechnet. Du bist ja schon ewig nicht mehr so früh auf den Beinen gewesen.“ „Ja, so ein bisschen magische Erholung kann schon einiges bewirken.“, erwiderte Mitras zufrieden. Er nahm sich einen Becher Tee und setzte sich. „Ein bisschen Erholung? Mitras, ich weiß nicht was du da getan hast, aber du siehst fast fünf Jahre jünger aus, also eigentlich schon eher zehn, so verbraucht wie du die letzten Wochen warst.“ „Ich weiß eigentlich gar nicht so genau, was ich getan habe. Als ich die Menge an Magie in mir hatte, kam mir spontan dieser Zauber wieder in den Sinn. Wir haben ihn in der Heilungsklasse im letzten Semester behandelt. Das war quasi unsere Abschlussprüfung in dem Block. Ein unglaublich schwer durchzuführendes Ritual. Bei den Geistern, was haben wir uns damals darüber aufgeregt, dass so ein bisschen Erholung so anstrengend erreicht wird, zumal wir ja deutlich einfachere Zauber kannten. Aber unser Lehrer meinte nur, dass wir schon früh genug merken würden wofür der Zauber gut ist.“ „Ha, wofür er gut ist kann ich dir sagen Junge. Du siehst aus wie 25. Keine einzige Falte ist mehr da. Du sprühst förmlich vor Energie. Gestern Mittag hätte dich noch jeder für einen überarbeiteten 40 jährigen gehalten und jetzt siehst du aus wie so ein übereifriger Jüngling. Und überhaupt, einfach so eingefallen, sonst musst du doch auch für jeden Schnitt und jeden blauen Fleck nochmal in dein kleines Büchlein schauen.“ „Ich… ich weiß es nicht, der Zauber war einfach plötzlich wieder in meinem Gedächnis. Ich wusste genau was zu tun ist. Er war halt einfach wieder da. Aber jetzt könnte ich dir nicht einmal mehr die erste Silbe nennen. Ich sollte den Zauber aber wohl doch nochmal nachschlagen und für die Zukunft genauer studieren.“ Mitras merkte, dass William das Ganze nicht geheuer war. Aber im Moment war er einfach viel zu dankbar über die Verbesserung seines Zustandes,um sich darüber großartig Sorgen zu machen.

In diesem Moment öffnete sich die Tür und Kira kam herein. Sie trug ein bequemes Hauskleid, vermutlich noch aus ihrem eigenen Bestand, und ihre Haare standen zerstrubbelt vom Kopf ab. Eine Locke machte einen vorwitzigen Kringel über ihre Stirn und erweckte den Eindruck, sie hätte ein magisches Symbol dorthin gemalt. Als sie Mitras sah, zuckte sie zusammen und lief rot an. „Oh, Magister…äh… Mitras!“ „Guten Morgen. William hatte schon mit dir gerechnet.“ sagte er freundlich lächelnd. Er fühlte sich großartig. „Äh, ja, guten Morgen.“ Sie griff nach oben, wischte sich die Locke aus der Stirn und kämmte dann mit der Hand durch ihre Haare, um sie zu einem Zopf zu greifen und so etwas mehr Ordnung hinein zu bringen. Der Versuch war allerdings wirkungslos, ihre leichten Locken sprangen sofort wieder in ihre wilde Form zurück, sobald sie los lies. „Ich, äh, ich wollte mir nur kurz mein Frühstück holen…“ Sie blickte an sich herunter. Ganz offenbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass er schon wach war. Er amüsierte sich innerlich, fragte sich aber auch, warum es für sie einen Unterschied machte, ob er oder William sie sah. „Setz dich doch zu uns, es ist zwar noch etwas früh, aber William bekommt sicher auch auf die Schnelle etwas hingezaubert.“ Er blickte kurz raus und sah, dass die Sonne langsam aufging. Es versprach ein klarer, aber auch kalter Tag zu werden. „William, haben wir eigentlich noch Kakao da?“ „Muss ich kurz nachsehen.“, sagte dieser und verschwand um die Ecke und die Treppe zum Keller hinunter. „Ich glaube, ich muss mich dann erst frisch machen.“ Ehe er etwas sagen konnte, war Kira bereits wieder zur Tür hinaus. William kam wieder hoch und sagte: „Da ist tatsächlich noch reichlich. Nanu, wo ist Kira denn hin verschwunden?“ „Tja, sie wollte sich dann doch noch erst frisch machen und ist regelrecht geflohen.“ William sah etwas verdutzt aus. „Sonst stört sie das doch auch nicht so.“, wunderte er sich. Und auch Mitras verstand sie nicht so recht. Aber gut, es war ja noch Zeit. „Nun gut, William, wir brauchen heiße Milch. Ich helfe dir eben.“ Mit Magie würde es definitiv schneller gehen, Milch kochen war lästig und hätte Williams ganze Aufmerksamkeit erfordert.

Es dauerte tatsächlich eine Weile, in der er William half, den Tisch ganz zu decken, und auch Abby von draußen herein kam, bis Kira wieder auftauchte, diesmal in dem taillienbetonten grünen Kleid mit den Knöpfen. Ihre Haare waren nun gebürstet und so,wie er es bei ihr kannte, zu einem Zopf geflochten. Sie trug die Ohrringe, die er ihr gestern geschenkt hatte und wenn er sich nicht irrte, hatte sie sich sogar ein ganz wenig geschminkt. Oder waren ihre Wimpern immer so lang und dunkel und er hatte es aufgrund der Müdigkeit nur bisher nie bemerkt? Sie sah hübsch aus, und Mitras war sehr mit sich selbst zufrieden – er hatte sie tatsächlich gut ausgestattet, nun sah sie ganz wie eine edle Dame aus, das Mädchen vom Dorf war kaum noch zu sehen. Nur ihre Bewegungen, ihre Natürlichkeit zeigten noch, dass sie nicht in einem Adelshaus aufgewachsen war. Er fand, dass sie nun eine gute Mischung mit dem besten aus beiden Welten darstellte und war stolz auf den Fortschritt.

​​​​​​​Um halb zehn kam Federieke. Kira hatte einige Mühe gehabt, ihre Peinlichkeit, am frühen Morgen nur halb angezogen Mitras begegnet zu sein, zu überwinden, aber da niemand weiter darüber gesprochen hatte, hatten sie ein nettes Frühstück verbracht. Anschließend hatte Mitras, der ausgesprochen fröhlich wirkte, sie noch auf eine Partie Dame in den Wintergarten gebeten. Kira war gespannt, was die Reise heute ergeben würde und genoß das Reden und Spielen mit Mitras. Vielleicht lag es am Lächeln, vielleicht auch, dass die Ringe unter seinen Augen verschwunden waren, auf jeden Fall wirkte er so viel jünger und lebendiger, und sie erwischte sich einige Male dabei, ihn beinahe anzustarren, während er in das Spiel vertieft war. Ihr fiel auf, dass er ziemlich lange Wimpern hatte. Bisher hatte sie sich eigentlich immer nur auf seine so unglaublich blauen Augen konzentriert, die sie so faszinierend fand, doch nun betrachtete sie auch sein restliches Gesicht und bemerkte, dass seine Haare langsam länger wurden, die Strähne an der Schläfe fiel ihm schon fast bis in die Augen, und dass er ein bisschen Stoppeln auf den Wangen hatte, als hätte er sich zwei Tage nicht mehr rasiert. Sie widerstand der Versuchung, über seine Wangen zu streichen und senkte rasch den Blick, als er aufblickte und sie ansah. Dass sie dabei etwas rot wurde, konnte sie nicht verhindern, aber sie hoffte, er hatte sonst nichts bemerkt.

Kira schien während der Partie abgelenkt gewesen zu sein. Jedenfalls hatte er einen leichten Sieg errungen, was ungewöhnlich war. Eigentlich spielte sie sehr gut. Er hoffte, dass es nicht am Transfer lag, aber sonst machte sie einen gesunden Eindruck. Als seine Schwester eintraf, waren sie gerade wieder in der Küche und nahmen von William den Proviant in Empfang. Es würde zwar in dem Gasthof ein gutes Mittagessen geben, aber bei solchen Temperaturen schadete es nicht, genug dabei zu haben. Abby hatte Frederieke an der Tür in Empfang genommen und brachte sie zu ihnen in die Küche. „Guten Morgen Frederike, hast du die Kleinen doch zu Hause gelassen?“, begrüßte er sie und umarmte sie schwungvoll. „Guten Morgen, ja es war dann doch zu kalt. Ein anderes Mal nehme ich sie dann gerne mit. Aber heute bleiben sie bei ihrem Kindermädchen. Aber du siehst irgendwie verändert aus, so richtig erholt, schon fast wieder jung. Was ist geschehen?“ fragte sie etwas misstrauisch dreinblickend. Mitras lachte: „Thadeus hat mir einen großen Gefallen getan.“ Frederieke sah ihn verwundert und skeptisch an und Mitras fügte erklärend hinzu: „Er hat mir Kira geschickt. Wir haben festgestellt, dass sie ein, sagen wir, überdurchschnittliches magisches Potential hat und es auch nutzen kann. Sie hat mir angeboten mich durch Magietransfer beim Generator zu unterstützen. Gestern haben wir das einmal getestet und, was soll ich sagen, es hat wunderbar funktioniert. Mit der Magie konnte ich dann einen recht komplexen Erholungszauber wirken und bin nun wieder wie neu. Solange Thadeus das nicht rausbekommt, ist das also ein echtes Geschenk von ihm – wenn er wüsste, was sie kann, würde er bestimmt versuchen, ihr zu schaden.“ Frederieke sah verwundert zu Kira herüber, die mittlerweile wieder einmal tiefrot angelaufen war, blickte dann wieder ihn an, nur um sich dann auf Kira zu stürzen und sie jubelnd in den Arm zu nehmen. „Ich danke dir, du machst dir ja keine Vorstellungen, wie sehr wir schon alle in Sorge um ihn waren. Aber geht es dir denn auch gut? Ich verstehe das Ganze zwar nicht, aber sag mir bitte, dass du dabei jetzt nicht an seiner Stelle zu Schaden kommst, auch ohne Thadeus.“

Kira war von Frederiekes plötzlichem Ausbruch völlig überrascht. Langsam war es regelrecht unangenehm, wie sehr alle sie lobten. Dabei hatte sie doch nur ein bisschen geatmet. Als ob atmen ein Problem wäre. Verlegen schob sie Frederieke von sich. „Mir geht es gut, das ist nicht schwierig. Ich hab wohl eine Begabung dafür. Oder so.“ Sie lächelte verlegen, als sie sah, wie Frederieke sich einige Tränen aus den Augen wischte. Ein Teil von ihr war irre stolz, doch der andere Teil fand den ganzen Wirbel um das bisschen helfen peinlich. „Bisher hatte ich nur eine Begabung, Probleme zu schaffen. Also ist das wohl der Ausgleich, den die Geister mir mitgegeben haben, dass ich meinem… äh, Mitras helfen kann.“ Beinahe hätte sie „meinem Freund“ gesagt, aber das klang irgendwie falsch. Mitras hatte ihr zwar das Du und die Freundschaft angeboten, aber die Bezeichnung war so doppeldeutig. Warum gab es eigentlich keine Unterscheidung zwischen einem normalem Freund und einem festen Partner? Frederieke drückte sie noch einmal an sich. „Ich bin dir so dankbar. Alle in meiner Familie sind dir dankbar. Falls du je etwas brauchst, wir werden dir jederzeit helfen!“ Kira schaute, immer noch verlegen, sie prüfend an, doch sie schien wirklich zu meinen, was sie sagte. „Ich bekomme doch schon alles von Mitras. Und euer Vater hat diese Ohrringe für mich ausgesucht. Eure Familie ist so gut zu mir, da ist es nur natürlich, dass ich auch helfe.“ Frederieke lachte. „Hmmmm, Mitras, falls du jemals heiraten willst, nimm bitte sie. Hilfreich und bescheiden!“ Kira hatte das Gefühl, leicht überfahren zu werden. Mitras – sie heiraten? Sie wollte doch gar nicht heiraten! Andererseits, Mitras…. sie spürte, dass ihr Herz etwas schneller klopfte und ihr das Blut bis in die Ohrenspitzen stieg. „Aber Frederieke, mach dich nicht lächerlich. Ich bin über 30 und damit doch schon viel zu alt zum Heiraten. Die Kutsche ist schon vor fünf Jahren abgefahren!“, wehrte Mitras ab. Kira brauchte einen Moment, um das Gesagte zu verarbeiten. Natürlich war ihr klar gewesen, dass Mitras älter als sie war, aber über 30? Gerade heute sah er eher wie 25 aus. Sie spürte, wie etwas in ihr ein bisschen herabfiel, ganz dunkel wurde. Über 30… und sie war gerade erst 18. Mit so einer jungen Frau würde er sich sicher nicht zufrieden geben. Beinahe wirkte es für sie, als sei er, der doch eh schon fast unerreichbar über ihr stand, noch etwas mehr in die Ferne gerückt. Wahrscheinlich sah er in ihr nur ein junges, unerfahrenes Ding. Sie könnte ja fast seine Tochter sein. Ihr eigener Vater war auch erst letztes Jahr 40 geworden. Frederieke schnaubte. „Ach, und Nathanael?“ Mitras winkte ab, während er zur Tür ging. „Das war seine zweite Ehe, das gilt nicht!“ „Ja, aber da war er schon über 60 oder so! Und wir beide waren da noch nicht einmal geboren, Herr Magier!“ Frederieke eilte hinter ihrem Bruder hinterher. Kira folgte ihnen langsam und versuchte, diese neue Information zu verarbeiten. Mitras war über 30. Nathanael war vor seiner Geburt schon 60 gewesen? Das hieß, Nathanael war jetzt über 90? Er sah höchstens wie 55 aus! Magier lebten offenbar deutlich länger und sie blieben länger jung. Sie war so in Gedanken über diese Tasache versunken, dass sie in Frederieke hinein lief, die vor der Kutsche stehen geblieben war. „Oh, Entschuldigung!“ „Kein Problem.“ Frederieke drehte sich zu ihr um. „Alles gut?“ „Ja, alles in Ordnung.“ Kira deutete auf die Tür der Kutsche, die Mitras ihnen offen hielt, und gemeinsam stiegen sie ein. Die Kutsche war offenbar für Winterfahrten bestens gerüstet: Es lagen Kissen und weiche Decken auf den Sitzbänken, die groß genug waren, dass vier, vielleicht sogar sechs Personen hätten dort sitzen können. Die großen Fenster zu beiden Seiten und nach hinten heraus waren verglast, so dass der Wind nicht hinein wehen konnte, und es gab auch Vorhänge. Mitras setzte sich mit dem Rücken zur Fahrtrichtung auf die Bank und deutete auf die Bank vor sich. „Setzt euch am besten dort hin, da kann man gut gucken.“ Neugiergig setzte sich Kira neben Frederieke, Mitras schloß die Tür und klopfte dann leicht an die Wand hinter sich, woraufhin der Kutscher die Pferde antrieb. Sie fuhren zur Altstadt, am Palast vorbei und dann wieder über eine Brücke über den Corvio. Eine Weile folgte die Straße dem Flußlauf zwischen den Häusern, dann bog sie an der Stadtgrenze vor einer etwas steileren Felsklippe wieder zum Fluß hin und über eine breite Brücke wieder auf die nördliche Seite des Flusses, der unter ihnen in einem felsigen Bett plätscherte. Eiszapfen hingen an den Ästen, die hier und da von den Felsen um das Flussbett herum ins Wasser ragten, und an einigen Stellen hatten sich richtige Eisschollen aufgeschoben. Fasziniert sah Kira nach Osten, während sie über die Brücke fuhren. Der Corvio hatte dort in die Klippe eine kleine Schlucht gegraben, in der im Schein der Sonne das Eis glitzerte. „Es ist ungewöhnlich, dass es diesen Winter so viel Eis gibt.“, sagte Frederieke. „Normalerweise ist es wärmer, aber dieser Winter hat viele kalte Tage.“

Während sich Kira und Frederieke angeregt über den Winter unterhielten, blickte Mitras gedankenversunken auf die Landschaft. Es war schon eine Weile her, seit er Uldum das letzte Mal verlassen hatte. Nun lag auch der Rand der Stadt hinter ihnen. Er blickte gen Süden über den Fluß aufs tiefer liegende Land. Nach Norden war die Aussicht weit weniger spannend, da die Landschaft recht schnell zum Hochplateau hin aufstieg. Bis zu ihrem Ziel würde sich das aber auch ändern. Während der Avens direkt aus dem Hochland herabfloss, kam der Corvio in einem leichten Schwung aus einem niedrigeren Teil der Hochebene. Aber hier kurz vor Uldum war der Höhenunterschied zwischen Nord- und Südufer noch recht groß. Im Sommer würde er nach Süden über ein Meer aus terrasierten Feldern blicken, die von einzelnen kleinen Waldflecken unterbrochen wurden. Jetzt waren die Terrassen abgeernet und die Büsche kahl, nur einzelne Nadelgehölze ragten noch grün aus der ansonsten weißen Landschaft hervor.

Frederieke hatte schon recht. Der Blick in den Spiegel hatte ihm gezeigt, dass er mit dem Zauber nicht bloß die Erschöpfung abgeschüttelt hatte. Alle Altersspuren der letzten zwei, sehr anstrengenden Jahre waren wie weg gewischt. Erst gestern Morgen hatte er noch betrübt auf wachsende Fältchen in den Augenwinkeln geblickt und nun war sein Gesicht wieder glatt, fast schon jugendlich. Er hatte diesen Zauber nur spontan aus einer Idee heraus gewirkt ohne richtig abschätzen zu können, wie er wirken würde. Das letzte Mal hatte er ihn während der Ausbildung angewandt und damals erschien ihm der Aufwand viel zu groß für eine viel zu kleine Wirkung. Aber damals war er auch komplett ausgeruht und fit gewesen. Nun verstand er die Bedeutung dieses Zaubers und seine Tragweite. Und ja, Nathanael hatte schon dreimal länger gelebt, als er selbst. 103 Jahre zählte er nun schon und wirkte doch als wäre er in seinen 50ern. Natürlich war ihm immer schon bewusst gewesen, dass er als Magier länger leben würde. Etwas traurig beobachtete er Frederieke. Er würde sie vermutlich um etliche Jahre überleben. Vielleicht konnte er den Zauber auch auf sie anwenden, vielleicht auch auf seine Eltern, aber er würde weniger effektiv sein, fürchtete er. Kiras Energiespende könnte ihm aber auch hier helfen. Er beobachtete Kira, die sich umgedreht hatte und mit Frederieke zusammen auf der Bank kniete, um aus dem rückwärtigen Fenster schauen zu können. Ihre roten Haare hatten sich teilweise aus dem Zopf gelöst und ringelten sich über den blauen Stoff ihres Mantels. Sie leuchteten dadurch deutlich röter, als er es am Anfang wahrgenommen hatte. Oder war es das Licht hier draußen? Er spürte tiefe Dankbarkeit und Zuneigung für sie, und für einen Moment hatte er fast das Gefühl, wieder den Geschmack von Karamell im Mund zu haben. Er leckte sich über die Lippen und lächelte glücklich. Vielleicht war eine Heirat doch eine Option. Aber mit Kira, seiner Schülerin? Gab es da nicht diese uralte Geschichte von Nathanaels erster Frau? Und auch wenn es selten vorkam, es bandelten immer mal wieder Magier und Magierinnen mit ihren Discipuli an? Einen Moment lang betrachtete er versonnen ihren Rücken, dann setzte sein Gewissen ein. Was dachte er da eigentlich? Sie war noch so jung und sicher nicht an ihrem Mentor interessiert. Sich ihr aufzudrängen war defintiv das letzte, was er wollte. Disziplin, Mitras, mahnte er sich selbst. Disziplin. Das hat sie verdient, nach ihrer Hilfe nun besonders.

Sie waren etwa zwei Stunden unterwegs und kamen dann zu einem Gasthof, der auf einem kleinen Hügel oberhalb des Corvio lag. Am Fuße des Hügels schmiegte sich ein kleines Dorf beidseitig an die Hänge zum Corvio, und Kira bestaunte die Terrassen, die zahlreich ringsherum auf den Hügeln angelegt waren. Frederieke versprach ihr, dass sie im Frühling nochmal hier heraus fahren würden. Vom Gasthof aus konnte man durch eine Fensterscheibe weit in Richtung Süden sehen, wo die Hügellandschaft sich noch ein Stück weit zog und dann am Horizont weiter abfiel. Kira wusste, dass im Süden das große Tal des Avens lag, in dem es immer mehr Wald gab, sogar richtigen Urwald, und das letztendlich den Übergang zum Nachbarland Rigar darstellte. Eigentlich war es mehr das Ende des Hochlandes als ein einziges Tal, aber alle nannten es „Tal“, weil sich das Hochland östlich und westlich davon weiter nach Süden hinzog und es auf der Karte von Anotal eben fast wie ein grüner Vorstoß in die braune Hochebene aussah. Im Gasthof aßen sie zu Mittag und anschließend führte Mitras sie auf einem kleinen, gut begehbaren Pfad durch die winterliche Landschaft, ein kleines Stück am Corvio entlang und dann in einem Bogen durch ein Wäldchen. Obwohl es ungewohnt war, so viel zu laufen nach den vier Wochen in der Stadt und davor eingesperrt in ihrem Zimmer, spürte Kira, wie die klare, kalte Luft, das Sonnenlicht, das Raunen des Wassers und der Bäume um sie herum sie mit Energie und Freude erfüllten. In einem unbeobachteten Moment – Mitras und Frederieke waren ein Stück voraus gegangen – strich mit der Hand über die Rinde eines der alten Bäume und lehnte sich mit dem Kopf gegen den Stamm, so wie sie es in Bispar im Moor oft getan hatte. Der Geruch war anders, das Gefühl war anders, aber etwas darin war doch vertraut. Vorsichtig öffnete sie ihre neu erwachten magischen Sinne und atmete die Luft um sich bewusster ein, spürte, wie die Magie klar und rein in sie floß, stärker noch als in Mitras Labor, vertrauter irgendwie und doch fremd, wie diese Landschaft und der Wald. Sie spürte Glück und auch ein wenig Traurigkeit, sie vermisste die heimischen Wälder. Die Magie hier in diesem Wäldchen war ebenso wie die Magie in der Nähe des Avens leichter zu greifen, auch klarer, aber sie war nicht so kalt und nicht so schwierig zu halten. Sie umarmte den Baum und ließ die Magie, die sie genommen hatte, langsam wieder abfließen, bis sie wieder auf dem nun schon vertrauter gewordenem Grundniveau war. Fast schien es ihr, als würde der Baum sich etwas strecken, doch das war vermutlich nur der Wind, der in diesem Moment aufkam. Mitras rief nach ihr, und sie beeilte sich, den beiden hinterher zu kommen.

Während sie zurückfuhren, wurde es draußen bereits dunkel. Sie aßen etwas von Williams Proviantkorb und Frederieke erzählte ihr von ihren Kindern. Einzelne Lichter von Dörfern funkelten in den Hügeln und der klare Sternenhimmel zeigte sogar das ganze Sternenband, ehe Lunet und Lunar aufgingen und die Winterlandschaft in ein bläulich-weißes Licht tauchten. Sie betrachtete die beiden Monde. Frederieke hatte sich an ihren Bruder angelehnt und war eingedöst und Mitras schwieg schon den größten Teil des Ausfluges. Er wirkte entspannt und ruhiger, als sie ihn kannte. Kira schmunzelte bei dem Gedanken, dass sie bei ihrer ersten Begegnung ihn als abweisend und bedrohlich wahrgenommen hatte. Nun wirkte er stark, mächtig auf sie, aber überhaupt nicht bedrohlich, eher etwas zu sehr anziehend für die Tatsache, dass sie ja eigentlich gerade erst der Gefahr einer Heirat und der Tatsache, sich einem Mann als Ehefrau unterordnen zu müssen, entkommen war. Innerlich dankte sie den Geistern erneut für ihr Talent, das ihr offenbar nicht nur die Freiheit geschenkt hatte, sondern sie auch zu einer Hilfe für die Menschen werden lies, die nett zu ihr gewesen waren. Dieser Zauber, den Mitras da angewandt hatte…. interessiert betrachtete Kira sein halb abgewandtes Gesicht im Mondlicht. Sicherlich war dieser Zauber der Grund, warum Magier länger lebten. Ob er den wohl auch auf Bruder Harras wirken konnte? Es wäre schön, wenn der Priester noch etwas länger leben könnte. Ohne ihn wäre das Leben in Bispar für sie wahrscheinlich unerträglich gewesen. Sie beschloß, Mitras zu fragen. Andererseits konnte sie den Zauber in einigen Jahren vermutlich auch selber. Sie hoffte nur, Bruder Harras würde bis dahin nichts passieren.

Sie erreichten Uldum gerade passend zum Abendessen, vor dem sich Frederieke allerdings mit einigen innigen Umarmungen verabschiedete – sie wollte mit ihren Kindern gemeinsam essen. William hatte in der Küche eine Platte mit belegten Broten und geschnittenem Gemüse hingelegt samt eines Zettels, dass er seine Schwester besuchen gegangen war. Gemeinsam mit Abby und Tobey aßen sie zu Abend, dann verabschiedeten auch die beiden sich und gingen herüber ins Gesindehaus. Mitras saß einen Moment lang in seinem Stuhl und betrachtete den letzten Schluck Wein, den er noch im Glas hatte. „Mitras?“ Er blickte auf. „Soll ich, hmm, meine Magierrobe anziehen für das Laden des Generators?“ Er blickte sie einen Moment lang an, dann nickte er. „Mach dich ruhig frisch und zieh die Robe an, das ist vermutlich bequemer als das Korsett.“ Erleichtert ging sie nach oben, um sich umzuziehen und traf Mitras danach im Esszimmer wieder an. Auch er hatte sich umgezogen und trug jetzt seine eigene Magierrobe, die sie noch nie an ihm gesehen hatte. Sie war vermutlich ebenfalls von Abby genäht, der Schnitt saß perfekt. Der Stoff war dunkelblau und mit silbernen Stickereien verziert, die von den Säumen aus geometrische Muster bildeten, die sie ein wenig an wachsende Kristalle erinnerten. Auf jeden Fall passte diese Robe wirklich gut zu ihm. Sie zogen sich Mäntel über und gingen schweigend durch den mondbeschienen Garten zum Generatorhaus hinüber.

Sie hatte das Gebäude bisher noch nie betreten. Mitras schloss eine kleinere Tür im großen Tor auf und bat sie herein. Im Inneren war das Gebäude in mindestens zwei Räume aufgeteilt, aus dem Hauptraum, in dem sie sich jetzt befanden, war aber nicht ersichtlich ob es nur einen oder doch mehrere Zimmer im hinteren Teil gab. Jedenfalls führte nur eine Tür weiter ins Gebäude hinein. Der Raum war recht warm, obwohl hier keine Heizsteine standen, und hell erleuchtet. Im hinteren Teil des Raumes standen mehrere fassartige Gebilde in die Kabel hinein und auch wieder hinaus führten und weitere Geräte mit großen aufgewickelten Ringen aus Draht, sie vermutete Kupfer, die regelrecht summten. Mitras bestätigte es ihr auf ihre Nachfrage hin und erklärte, dass man diese Teile Kupferspulen nannte. Der Generator selbst war ein etwa 1,5 Meter hohes Gerät, dass ebenfalls aus mehreren Spulen, die um eine lange Röhre herum gewickelt waren, bestand. Diese Röhre, erklärte Mitras, sei die Führung, in der der Elektrumstab vor und zurück bewegt werden musste. Sie konnte von den Seiten hineinschauen und sah das silbrig-blaue Elektrumstück. Ein Eisengitter um den ganzen Generator sollte das Elektrum auffangen, falls der Zauber außer Kontrolle geriet. Vor dem Generator hatte Mitras einen mit silbernen Linien bestickten dicken Tepich ausgelegt und darauf bereits zwei Sitzkissen drapiert. Sie setzen sich hin und Kira spürte, wie ihr Herz etwas schneller klopfte, als Mitras sie freundlich anlächelte und die Ärmel seiner Robe nach oben schob. „Bereit?“ Sie nickte. Schon gestern war es ihr schwer gefallen, sich auf das Magiesammeln und langsame Loslassen zu konzentrieren – das Gefühl seiner Hände auf ihrer Haut hatte sie abgelenkt. Heute sah er zudem auch noch zu umwerfend gut aus… Sie schloß die Augen. „Reiß dich zusammen. Du willst helfen. Sei nützlich!“, ermahnte sie sich innerlich selbst, während sie ebenfalls ihre Ärmel nach oben schlug. „Bitte versuch, die Magie nicht so schnell wie gestern zu dir heran zu ziehen. Wir brauchen recht viel davon, und ich muss sie verarbeiten und halten können. Selbst wenn ich mich nicht auf das Sammeln selbst konzentrieren muss, erfordert es doch einiges an Zeit, bis ich diese Menge geordnet aufgenommen habe. Wenn du zu schnell Magie heranziehst, wird der Raum um uns leerer und es fällt dir schwerer, sie langsam an mich abzugeben. Magie, die gerade frisch wieder abgegeben wurde, kann man selbst nicht direkt wieder aufnehmen.“ Kira nickte erneut, ohne die Augen zu öffnen. Er saß so dicht vor ihr. Sie legte die Arme flach auf ihre überkreuzten Knie. „Du willst das wirklich?“ „Ja.“ Sie hoffte, ihre Stimme schwankte nicht zu sehr. „Gut. Ich danke dir.“ Er griff nach ihren Händen strich sanft mit den Fingern über ihre Handinnenflächen und umfasste dann ihre Handgelenke. Sie zuckte zusammen, als feines Kribbeln ihre Arme hinauflief, und Mitras ließ sofort den Griff um ihre Handgelenke los. Kira griff nach seinen Handgelenken und hielt seine Hände an ihren fest. Nach einem kurzen Zögern entspannte sich auch Mitras wieder. Kira hatte kurz den Drang, die Augen zu öffnen und ihn anzusehen, doch dann ließ sie es, sich selbst zur Konzentration mahnend. Vorsichtig öffnete sie ihre magischen Sinne und versuchte wie in den Übungen ein wenig, ganz wenig der Energie um sich herum erst in sich hinein und dann zu Mitras Händen zu geleiten. Am Anfang schwankte der Fluss etwas, doch nach einer kleinen Weile hatte sie den richtigen Atemrythmus gefunden und spürte, wie die Magie stetig und ruhig durch sie hindurch floß, zu Mitras warmen Händen hin. Anders als beim ersten Versuch erschien es ihr diesmal auch nicht schwer, die Magie immer weiter zu sich zu ziehen, es wurde nicht schwerer, wie es im Labor passiert war. Ihr Zeitgefühl verschwand, sie hatte das Gefühl, auf dem Kissen mehr zu schweben als zu sitzen, und sie nahm im Magiefluss sogar ein leises Rauschen, ein Gurgeln wie von Wasser wahr, manchmal auch ein Raunen wie Wind. Irgendwann löste Mitras sanft seine Hände von ihren Armen. „Das genügt.“, flüsterte er, als wolle er die Stille und Ruhe um sie nicht stören. Kira löste ihre Hände von ihm und ließ sich noch eine Weile in dem Magiefluss um sie treiben, ehe sie langsam die Augen öffnete.

​​​​​Als er das Gefühl hatte, nun fast zu viel Magie für das Ritual aufgenommen zu haben, blickte Mitras auf und sah Kira nach wie vor in tiefer Konzentration​ vor sich sitzen. Er hatte in der Stille jedes Zeitgefühl verloren, doch als er zur Uhr, die neben der Tür hing, hinüber sah, stellte er verwundert fest, dass erst eine halbe Stunde vergangen war. Sie hatte deutlich kontrollierter die Magie herangezogen als im ersten Versuch, es war ein leichter, stetiger Fluss geworden. Normalerweise benötigte er für diese Menge an Magie mindestens sechs Stunden, in letzter Zeit auch schon viel zu häufig eher sieben. Er merkte auch, dass es ihm viel leichter gefallen war, die Magie von Kira entgegen zu nehmen und zu kanalisieren, als wenn er sie allein gesammelt hätte. Der Raum fühlte sich noch wärmer an, als er sowieso schon war, aber auf eine angenehme Weise. Auf seiner Zunge hinterließ die Magie einen leichten Geschmack nach Karamell und auch in der Nase glaubte er diesen Geruch wahrzunehmen. Er hatte seit den Übungen in der Schule nie wieder mit einem Partner zusammen gearbeitet und er war sich nicht sicher ob es so generell einfacher war, oder ob es speziell an Kira lag. Ihr enormes Talent half sicher, aber lag es nur daran? Die Emotionen, die er aufgefangen hatte, drückten immer noch eine gewisse Unsicherheit aus, aber da war auch eine große Zufriedenheit und noch etwas positives, das er aber nicht recht greifen konnte, da gerade diese Emotion immer wieder durch die Verunsicherung überdeckt worden war. 

„Das genügt.“ sagte er leise, um sie nicht zu erschrecken. Er unterbrach den Magiefluß, was ihm diesmal deutlich leichter fiel, und spürte wie sie ihre Hände von seinen Armen nahm. Kurz machte sich ein Gefühl des Bedauerns in ihm breit, dann konzentrierte er sich aber wieder voll auf die Magie. Sie fühlte sich vitalisierend an, aber als er den ersten Zauber des Rituals begann, merkte er, dass sie sich nicht so recht in Form bringen ließ. Er musste mehr Nachdruck in die Gesten legen und die Silben der Sprüche klarer formulieren. Das hatte er das letzte Mal in der Ausbildung getan. Spruch und Gesten galten eigentlich nur als Unterstützung. Die eigentliche Arbeit leistete der Zaubernde mit seinem Geist. Die Worte zu sprechen war lediglich ein Anker, der die Formgebung erleichterte. Gerade einfache Zauber wirkte Mitras mittlerweile komplett gesten- und spruchfrei. Aber nun musste er sich auf einen Zauber, der ihm selbst in seinem angeschlagenen Zustand vor zwei Tagen noch leicht von der Hand gegangen war, stark konzentrieren. So leicht die Magie in den Heilzauber geflossen war, so störrisch fühlte sie sich jetzt an. Aber letztendlich gelang es ihm den Zauber vollends zu wirken. Die Bewegungen des Elektrums wurden wieder stärker und er sah an den Anzeigen, dass der Stromfluß wieder zunahm. Es hatte funktioniert. Trotz der großen Anstrengung fühlte er sich nicht erschöpft, ihm stand zwar der Schweiß auf der Stirn, im Ganzen war die Erfahrung aber eher belebend als auslaugend gewesen. Mitras hatte keine Erklärung dafür, aber wenn dass der Preis für diese Erleichterung war, so nahm er den größeren Aufwand beim Zaubern gern in Kauf. Dennoch sollte er bei nächster Gelegenheit mal mit Nathanael sprechen, ob es normal war, dass sich die aufgenommene Magie einmal so leicht und einmal so schwer formen ließ. Er konnte sich jedenfalls nicht erinnern, dass es in seiner Ausbildung, in den Übungen auch so gewesen war.

Kira beobachtete, wie Mitras die Zauber wob. Er bewegte sich sehr akurat, die Sprüche wirkten fast wie ein Gesang, mit dem er seine Bewegungen begleitete, wenn auch kein besonders harmonischer oder schöner. Er wirkte sehr konzentriert. Fasziniert beobachtete sie, wie das Stück Elektrum erst langsam, dann immer schneller begann, sich in der Röhre auf und ab zu bewegen. Sie fühlte sich zufrieden, aber auch träge und müde nach dem langen Tag. Das Kissen unter ihr war weich und kuschelig, und Mitras Stimme wirkte beruhigend. Sie schloß die Augen und ließ sich davon treiben.

Nachdem er fertig war, brauchte er einen Moment, um sich zu sammeln. „Danke Kira. Das war eine große Hilfe.“, sagte er, doch erhielt keine Reaktion. Er drehte sich zu ihr um und stellte fest, dass sie eingeschlafen war. Zur Sicherheit ergriff er ihr Handgelenk, doch ihr Puls war ruhig und regelmäßig. Es war auch ein langer Tag gewesen. Der Raum war regelrecht magieleer, auf der anderen Seite fühlte er sich aber auch so fit wie schon lange nicht mehr. Statt sie also wieder mit Magie anzuheben, hob er sie einfach direkt auf. Möglichst vorsichtig ergriff er sie und stand auf. Die Tür mit Magie zu öffnen, war kein Problem, schon direkt hinter der Tür war die Umgebung schon wieder gut gesättigt, was seltsam war, wo der Raum doch fast komplett entleert war. Er verzichtete aber weiter auf Magieanwendung und brachte sie schnell rüber und in ihr Zimmer. Nachdem er sie auf dem Bett abgelegt hatte, zog er ihr noch die Schuhe aus. Ihr die Robe abzunehmen, sah er dann doch als zu aufdringlich an, zumal er nicht wusste, wie viel sie darunter noch trug. Das Gewand war bequem genug um auch mal darin zu schlafen und gleichzeitig war es pflegeleicht genug, das zu überstehen. Er deckte sie zu und betrachtete ihr Gesicht. Kam es ihm nur so vor oder waren ihre Haare heller geworden? Er meinte sich zu erinnern, dass ihre Mähne doch eigentlich ein kastanienbraun mit rotem Schimmer war. Nun schimmerte sie tiefrot, fast wie die Farbe kleiner Eichhörnchen. Die Farbe stand ihr jedenfalls besser und würde wunderbar zu ihren grünen Augen passen. Aber vielleicht bildete er sich das alles auch nur in der Nachwirkung ihrer Magie ein. Er würde da Morgen noch einmal drauf achten. Nun aber verließ er das Zimmer, er hatte schon viel zu lang so starrend an ihrem Bett gestanden.

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